Monate: März 2016

HALLO FRÜHLING

Du schon wieder? Erst sehnlichst erwartet, dann sauer, dass Du nicht kamst – und irgendwann hat man gar nicht mehr an Dich geglaubt. Und jetzt: Plötzlich macht es DING DONG und da ist er: DER FRÜHLING, oder etwa doch Dein LIEBER NACHBAR? … man weiß nicht so recht, was schöner ist … Hauptsache aber, es tut sich mal irgendwas nach diesen schier endlos-grau-depressiv-desaströsen Wintermonaten. Liebe Universitätsstadt und Mainmetropole: Beweg Dich, wach auf aus Deinem Winterschlaf, entwickle Dich, mach was aus Dir, werde hübscher, MOZ nicht rum – und sei dabei vielleicht nicht immer so kleinlich-peinlich. Blumen schenken – wie altmodisch, rückständig, uncool?! … oder: Wie süss-duftend-lieb-herzlich das doch ist, je nach Sichtweise. Kleine Aufmerksamkeiten – Blumen und Freundlichkeiten sind oftmals der Schritt zu viel größeren Nettigkeiten: Freundschaft, Nachbarschaft, Liebe, und und und … 😉 Also: Traut Euch, macht den ersten Schritt. Die Gefahr zu versagen ist gering, die Chance auf Neues unendlich größer. LIEBE NACHBARN gibt es mit dieser Ausgabe seit einem Jahr – wir schreiben hier und jetzt nicht, wie super, spitze, ober-fancy-geil doch …

WEIN UND BIER DAS RAT ICH DIR

Es ist ein kalter Wintertag. Mein Smartphone klingelt, ein
 Freund ruft an. Ich solle doch mal wieder nach Würzburg kommen, ihn besuchen. Ich könnte Karten haben für ein Handballspiel der Rimparer Wölfe. Am nächsten Tag wäre ich VIP-Gast bei den Würzburger Kickers, anschließend könnten wir noch feiern gehen, stünden überall auf der Gästeliste. Wo jeder andere vermutlich sofort zusagen würde, atme ich erst einmal tief durch. Ich war schon mal dort – in Würzburg. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es die Wochenenden in Spice-Castle in sich haben können. Motto: Wein und Bier, das rat ich Dir. Reihenfolge? Völlig egal. Nach meinem letzten Besuch in der Großraumkneipe Würzburg hätten sie mir in der Betty-Ford-Entzugs-Klinik in den USA vermutlich die Präsidenten-Suite angeboten. Also sage ich zu. Überflüssig wie grüne Paprika 48 Stunden später steige ich am Würzburger Bahnhof aus. Vorbei an Verkaufs-Pavillons, deren Ästhetik selbst in Chemnitz für Nasenrümpfen sorgen würde, bahne ich mir den Weg zum Taxi-Stand. Neben mir warten Menschen, die sich lautstark unterhalten – in einer Sprache, die ich nicht identifizieren kann. „Ah, …

ENTSCHLOSSEN AUF DEM WEG IN DIE WISSENSCHAFT

Der Weg zur Uni-Professur ist kein einfacher. Als junger Forscher muss man heutzutage Geld heranschaffen, Studenten unterhalten, Tagungen organisieren, Papierkram erledigen und Aufsätze schreiben, noch bevor man den Doktortitel in der Tasche hat. Dieser Druck kann zu außergewöhnlichen Projekten führen, wie unsere Reportage beweist. Sobald man den steilen Berg zum Hubland-Campus der Universität Würzburg erklommen hat, ist der Weg zur Philosophischen Fakultät nicht mehr weit. Der Gebäudekomplex wirkt nicht besonders modern, dafür umso verwinkelter. Gleiches sagt man über die Geisteswissenschaften. Wir haben ein Rendezvous mit Julius, der als junger Forscher am Institut für Romanistik angestellt ist, das sich mit den Sprachen, Literaturen und Kulturen der romanischen Länder beschäftigt. Ein Lageplan weist uns den Weg durch das Gebäudelabyrinth. Im Zentrum des quadratisch angelegten Bau 5 liegt ein grün bewachsener Innenhof im Dornröschenschlaf. Das Institut befindet sich im ersten Stock. Am Ende des Gangs steht eine Tür offen. Die Begrüßung ist herzlich. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee. Julius Goldmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft. Derzeit schreibt er an seiner Doktorarbeit über die …

PETIT CAFE – GRANDE COEUR

„Den Gästen das Gefühl geben, zu Hause angekommen zu sein – und dabei besten Service und höchste Qualität bieten“ – als wir Gretel danach fragen, was sie dazu bewog, ein eigenes Café zu eröffnen, überrascht uns ihre Antwort kaum; ist uns doch bereits beim Betreten des neuen Cafés in der Pleichertorstraße die ebenso einladende wie auch gemütliche, helle Einrichtung aufgefallen. Doch von vorne: Es war einmal … ein Café in Hamburg, das Gretel gerne besuchte – und sie letztlich zur Namensgebung inspirierte. „Das Petit Café in Hamburg war und ist noch immer eine beliebte Location, jedoch haben mit der Zeit sowohl der Service als auch die Qualität der angebotenen Kuchen nachgelassen. Da dachte ich mir, das kann ich doch besser machen“, erzählt Gretel. Umso besser, dass ihr daraufhin das Schicksal direkt in die Hände spielte, als Ehemann Wolfgang neue Büroräume anmietete. „Der Vermieter wollte unbedingt beide Räume an einen Mieter abgeben. Die Räume sind mir also quasi vor die Füße gefallen – und Gelegenheiten muss man einfach nutzen, das war schon immer mein Motto“, verrät …

Ein Gespräch mit dem Diplom-Psychologen Lorenz Wohanka. Als Experte für das Verhalten und Erleben von Menschen treibt ihn die stete Neugierde auf seine LIEBEN NACHBARN und Ihre Gedanken sowie Handlungen an. In dieser Ausgabe widmen wir uns dem Frühling: Wenn die Uhren irgendwie anders gehen, die Tage immer heller und länger werden, dann platzen alle unsere LIEBEN NACHBARN – ob Pflanze, Tier oder Mensch – schier vor Lebenslust. Es drängt uns in Cafés, auf wintermüde Ringparkbänke, um die ersten warmen Sonnenstrahlen zu erhaschen – und alles um uns herum wird anziehender, bunter, irgendwie attraktiver. Höchste Zeit für Frühlingsgefühle also … Was sind eigentlich „Frühlingsgefühle“? Nun, fragt Euch selbst, wie es Euch jetzt geht: Der Mensch meint, fast zu platzen, hat Lust auf die Welt, das Aus-dem-Haus-Gehen und Aus-sich-heraus-Kommen. Viele nehmen wahr, dass man sich offenbar leichter verliebt – und Frauen wie Männer bekommen (mehr) Lust auf Sex. Wenn wir die Frage nach der biologischen Basis und dem psychologischen Verständnis der Frühlingsgefühle stellen, wird es ein wenig komplexer, zumal es jede Menge Mythen dazu gibt. Ist …

ES GIBT VIEL ZU TUN – WIR LEGEN UNS HIN!

  Na, wie geht’s uns denn heute so? Lodert die böse Burnout-Flamme oder sind Sie schon unterwegs ins heilsbringende Sabbatical? Keine Lust? Klarer Fall von Bore-out, der derzeit hippsten medizinischen Diagnose, krank vor lauter Langeweile am Arbeitsplatz. Ganz gleich, welche postmoderne Absurdität an Ihnen nagt – fest steht: Wir haben vor lauter Work-Life-Balance das Verhältnis zu unserer Arbeit verloren. Und es ist Zeit, sich das zurückzuholen. Ein Meinungsbeitrag. Machen wir’s kurz und pauschal. Schuld an allem sind die Radiomoderatoren. Wenn Montagfrüh um halb neun schon die verheißungsvolle Maßgabe durch den Äther wabert: „Nur noch fünf Tage, dann ist endlich wieder Wochenende“ und der Pendlerchor im Superstau auf der A3 bei Biebelried dazu inbrünstig Kenny Loggins‘ meist missverstandenen Hit „Oohooh Hard Life“ skandiert, läuft so Einiges falsch. Falls Ihnen der Satz jetzt doch zu lang war, hier noch mal in mathematischer Prägnanz: Verfügbares Leben Ihrerseits = 1. Da braucht es eigentlich nicht sonderlich viel Kopf, um sich gehörig an selbigen zu fassen. Sie freuen sich da gerade, dass fünf Tage Ihres Daseins auf dieser Erde bald …

ALLES AM FLUSS CHILLEN MIT WEIN – 3 WÜRZBURGER WEINSTRAND

Sommer, Sonne, Strand und Meer … ist schon viel zu lange her? Na denn – höchste Zeit, sich mit Frühling, Sonne, Strand und Main schon mal auf den nächsten Strandurlaub einzustimmen. Beim 3. Würzburger Weinstrand, dem ersten Weinfest der Saison, kann vom 29. April bis zum 16. Mai geschöppelt und gechillt werden, was das Zeug hält. Wenngleich der vergangene Winter auch nur selten seine kalten Krallen ausgefahren hat, ist den Franken die Freude über den Frühlingsbeginn bereits allerorts anzumerken – von der Vorfreude auf die vielen Weinfeste in und um Würzburg ganz zu schweigen. Ob Weindorf, Hofschoppenfest mit der White Party oder das gemütliche Dorf-Weinfest: Frühling und Sommer in Franken ohne Frankenwein und Weinfeste – das geht ungefähr so zusammen wie Chuck Norris und Rosa …! Den Anfang macht auch in diesem Frühling wieder der Weinstrand. Wie der Name schon vermuten lässt, bildet der Stadtstrand die Kulisse für das in Zusammenarbeit mit Würzburg erleben organisierte Weinfest. Sprich: Wenn uns der Wettergott gnädig ist, könnt Ihr dort zum ersten Mal im Jahr die Füße in den …

GEHWEG BLEIB DA! KUNST MIT BODENHAFTUNG

Pastellkreide, glatte Straßen und ein kleiner Schwamm: Mehr braucht es nicht, um Marcel Heinzelmann glücklich zu machen. Seit mittlerweile 15 Jahren zeichnet der Straßenmaler seine Kunstwerke auf den Würzburger Asphalt. Ob Sommer oder Winter, der gebürtige Rheinländer malt zu jeder Jahreszeit – solange das Wetter mitspielt. Straßenromantik Als der frühere Straßenmaler Markus Westendorf, heute Würzburger Stadtgrafiker, Marcel einst in unsere Main-Metropole einlud, ahnte dieser noch nicht, dass hier bald seine neue Heimat sein würde. Heute ist die Frau, die er bei diesem Besuch kennenlernte und wegen der es den Künstler mit dem Federhut 2001 von Köln nach Würzburg verschlug, seine größte Kritikerin: „Manchmal mischt sie sich zu arg ein, das nervt dann schon und ist nicht so einfach“, erzählt Marcel. „Aber es hält unsere Beziehung auch in einer gewissen schönen Spannung“, fügt er schmunzelnd hinzu. Horizontales Gewerbe Die Malerei begleitet Marcel schon, seit er denken kann – Kunst ist seine große Leidenschaft. Zwar startete er nach dem Abitur zunächst eine Lehre als Industriekaufmann. „Ich merkte aber schnell, dass das nicht mein Ding ist“, erinnert er …

DA BRAUT SICH WAS ZUSAMMEN

Früher Bier für alle – heute Treffpunkt für alle: Seit 2013 laufen die Umbauarbeiten auf dem Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau. Mittlerweile haben sich dort Läden, Cafés und Galerien angesiedelt, noch in diesem Jahr steht auch der Umzug des Central-Programmkinos auf dem Plan. Eine kleine Zeitreise in die bewegte Geschichte des Areals. Die Anfänge des Bürgerbräus gehen auf das Jahr 1815 zurück, als der Weinhändler und Zeller Schultheiß Kilian Lauck in Zell die Sudstätte „Brauhaus Zell am Main“ gründet. 1829 gibt es bereits acht Brauereien in Würzburg, die zusammen 6.000 Fuder, also 6.000.000 Liter Bier erzeugen. Später wird die Brauerei verkauft und der Bau eines Bierkellers leitet den Umzug in die Frankfurter Straße ein. 1834 gibt es inzwischen mehr öffentliche Bierkneipen als Weinschenken; eine Entwicklung, von der im 13. Jahrhundert wohl niemand zu träumen gewagt hätte, als das Biertrinken in Würzburg verpönt und der Verkauf des Gerstensafts streng verboten war. Nach Abschluss des Umzugs in die Frankfurter Straße wird die Brauerei in eine GmbH umgewandelt und trägt ab sofort den klangvollen Namen „Kinzinger & d’Hengelière Bürgerliches …

BACHELOR OF HEARTS

Früher war das Laby unsere Heimat. Heute streichen sich hier gerade volljährig gewordene Hipster mit ihren Kulturwixxerbrillen gegenseitig die Dreitagebärte und werfen sich über den Kicker lauthals Beleidigungen zu, die keiner mehr genau versteht. #Lifestyle Eigentlich fühle ich mich nicht alt, doch so umzingelt von zwanzigjährigen Freigeistern, die noch zwei Semester brauchen, bis sie ihren BWL-Bachelor endlich in der Tasche haben, trägt die schummrige Beleuchtung des Clubs schwer zu einer melancholischen Stimmung bei. Über mein genaues Alter rede ich ungern, doch sagen wir so: Wenn eine Frau meine Wohnung über dem ehemaligen Corso Kino nicht findet, ist sie eindeutig zu jung für mich. Und trotzdem habe ich noch kein abgeschlossenes Studium oder bin gar einer dieser motivierten Mittzwanziger-Dozenten. Dafür habe ich mittlerweile gelernt, wie peinlich es ist, sich in einer Studentenkneipe über die Zitrone in seinem Gin Tonic zu beschweren und weiß mittlerweile, wo die für mich wichtigen Unibibs in der Stadt verteilt sind. Letztes Semester hat mich so ein kleines Mädchen wirklich total schulbuchmäßig gefragt: „Könnten Sie mir bitte den Weg zur Teilbibliothek Kultur-, Geschichts- und …