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DA BRAUT SICH WAS ZUSAMMEN

Früher Bier für alle – heute Treffpunkt für alle: Seit 2013 laufen die Umbauarbeiten auf dem Bürgerbräu-Gelände in der Zellerau. Mittlerweile haben sich dort Läden, Cafés und Galerien angesiedelt, noch in diesem Jahr steht auch der Umzug des Central-Programmkinos auf dem Plan. Eine kleine Zeitreise in die bewegte Geschichte des Areals.

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Die Anfänge des Bürgerbräus gehen auf das Jahr 1815 zurück, als der Weinhändler und Zeller Schultheiß Kilian Lauck in Zell die Sudstätte „Brauhaus Zell am Main“ gründet. 1829 gibt es bereits acht Brauereien in Würzburg, die zusammen 6.000 Fuder, also 6.000.000 Liter Bier erzeugen.

Später wird die Brauerei verkauft und der Bau eines Bierkellers leitet den Umzug in die Frankfurter Straße ein. 1834 gibt es inzwischen mehr öffentliche Bierkneipen als Weinschenken; eine Entwicklung, von der im 13. Jahrhundert wohl niemand zu träumen gewagt hätte, als das Biertrinken in Würzburg verpönt und der Verkauf des Gerstensafts streng verboten war.

Nach Abschluss des Umzugs in die Frankfurter Straße wird die Brauerei in eine GmbH umgewandelt und trägt ab sofort den klangvollen Namen „Kinzinger & d’Hengelière Bürgerliches Brauhaus Zell-Würzburg GmbH“.

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Zahlen und Fakten 
• Aufgrund der Hyperinflation kostet eine Maß Bier im Jahr
1923 stolze 520 Milliarden Mark.
• 1938 bekleidet Würzburg in puncto Bierverbrauch Rang 9 – und gehört damit zu den Top Ten unter 100 deutschen Städten.
• Spitzenreiter ist Bamberg mit einem Jahreskonsum von 185,9 Litern pro Person. Der Würzburger kommt mit 105 Litern aus, während der durchschnittliche Bierkonsum in Deutschland bei gerade einmal 59 Litern liegt.

Nach dem zweiten Weltkrieg 1945 sind Bürgerbräu und Hofbräu die letzten verbliebenen Brauereien in Würzburg.

Bierexport nach New York
Daraufhin wird die Brauerei von der Patrizier Bräu aus Nürnberg übernommen, für die rund 120 Arbeitskräfte jährlich 300.000 Hektoliter Bier produzieren. Wie Joachim Lutz von der Bürgerbräu-Redaktion berichtet, erhielten die Arbeiter selbst eine „ordentliche Menge Bier pro Tag“ am Pförtnerhäuschen ausgeschenkt. Darüber hinaus, so Lutz, sei das Bürgerbräu laut Willi Dürrnagel die älteste Brauerei Bayerns, welche ihr Bier über den Ozean exportiert habe. Sogar in New York City am berühmten Broadway soll der Würzburger Gerstensaft ausgeschenkt worden sein.

Das Ende der Brauerei
Leider währte der Erfolg nicht allzu lange: 1989 wurde die Brauerei wegen Insolvenz geschlossen. Rund 100 Arbeiter verloren dadurch ihren Job. Daraufhin beschloss die Stadt, das Gelände für neun Millionen DM zu kaufen. Seither trägt es wieder den Namen „Bürgerbräu“ – dem es in den nächsten Jahren wieder alle Ehre machen wird.

Text: Rüya Atac; Fotos: Stadtarchiv, Ingo Petters