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Urlaub mal anders

Die meisten Würzburger flüchten in ihrem Urlaub an die warmen Orte dieser Welt – Stichwort: Strandurlaub. Es gibt aber auch Leute, die das Abenteuer suchen und eher ungewöhnliche Plätze vorziehen. So auch René. Er hat sich in seinem Urlaub der Kälte gestellt und verbrachte diesen in Spitzbergen in der Arktis – bei richtig kalten Temperaturen. Liebe Nachbarn hat ihn interviewt.

René, du hast deinen Urlaub in der Arktis verbracht – wieso? Der Bruder meiner Freundin ist „Arctic Nature Guide“ und bietet Erlebnistouren durch die Arktis an. Da er gerne auf Wasser kitet, hat er uns gefragt, ob wir nicht zusammen mit ihm Snow-Kiten in der Arktis ausprobieren möchten, mit dem Hintergrund, es dann eventuell in sein Angebot aufzunehmen. So waren wir letztendlich zu siebt bei diesem „Test“.

Wie lange warst du dort? Ich war 12 Tage vor Ort. Einen Tag lang haben wir alles vorbereitet und dann waren wir zehn Tage auf Tour.

Gab es Probleme – vor, während oder nach der Reise?Im Vorfeld gab es eher die Herausforderung „Packen“. Wir brauchten eine Lawinenausrüstung, die wir ausgeliehen haben, da diese sehr teuer ist. Neue Kleidung, also arktis-taugliche Klamotten, mussten wir ebenfalls besorgen. Das wirklich große Problem hatten wir dann in Berlin am Flughafen auf dem Weg nach Oslo. Unser Zusatzgepäck mit Skiern, Klamotten und allem Möglichen kam nie in Spitzbergen an. Die Airline hat dann pro Kopf 1.000 Euro Entschädigung gezahlt – und wir mussten alles neu kaufen oder leihen. Während der Reise gab es keine wirklichen Probleme. Nur drei weitere Reisende und ich hatten unsere Sonnenbrillen zu selten getragen und wurden die letzten drei Tage schneeblind. Bei mir war es an den letzten eineinhalb Tagen besonders schlimm – ich konnte fast nichts mehr sehen. Probleme hätte es auch mit Eisbären geben können. In der Arktis ist tagsüber und in der Nacht große Vorsicht geboten. Die Tiere sind sehr gefährlich und greifen auch ab und zu Menschen an. Uns ist das zum Glück nicht passiert – wobei ich schon gerne einen Eisbären aus der Ferne gesehen hätte.

Was hat Dich bei der Reise am meisten beeindruckt? Die Aussicht. Wir sind mit einem Boot in die Wildnis gefahren. Das war mit das Beste. Zudem hat mich das Snow-Kiten über die riesigen Eisebenen beeindruckt. Sagenhaft.

Wie habt ihr das in der Gruppe mit der Verpflegung geregelt? Wir haben vor Reiseantritt ausgemacht, dass jeder ein Gericht vorbereitet – meines war Gnocchi mit Pesto und Walnüssen. Zum Frühstück haben wir für 400 Euro Müsli gekauft und diese dann mit angerührtem Milchpulver gegessen. Zudem noch viel Suppe, Schokolade, Käse, Nüsse und Trockensalami für zwischendurch. Man kann sagen: Für eine Reise durch die Wildnis haben wir sehr gut gegessen.

Hast du während der Reise etwas besonders vermisst? Nein, nicht wirklich. Ich hatte zwar mein iPhone dabei, um Fotos zu machen. Aber ich habe es so selten verwendet, dass der Akku zehn Tage gehalten hat. Man hätte auch gar keine Zeit gehabt, andauernd am Handy zu hängen. Was etwas gewöhnungsbedürftig war: Wenn man auf Toilette musste, galt es erstmal ein Loch zu graben – was natürlich Zeit braucht. Duschen konnten wir in den zehn Tagen natürlich auch nicht, bei den Temperaturen war das aber nicht weiter schlimm.

Was hat die Reise gekostet? Knapp 4.000 Euro. Viel Geld. Aber ich empfehle jedem, der so eine Tour machen möchte, das zu investieren.

Würdest du die Reise nochmal antreten? Unbedingt! Ich möchte auf jeden Fall nochmal nach Spitzbergen – und vielleicht eine Husky-Tour machen oder eine Eishöhle von innen sehen. Nächstes Jahr wandere ich erst einmal nach Sydney aus. Ich habe vor, dort etwa drei Jahre zu bleiben und dann über die Fidschi-Inseln nach Neuseeland zu reisen. Über Asien komme ich dann nach Deutschland zurück.

Was kann Würzburg von der Arktis lernen?
Die Leute vor Ort sind super entspannt. Jeder hilft hier jedem, obwohl man sich nicht wirklich kennt. Wir hatten zum Beispiel ein Problem mit dem Boot, dass uns abholen sollte – es war kaputt. Daraufhin hat sich ein Bekannter des Bruder meiner Freundin einfach darum gekümmert.

Hast du Spitzbergen-Tipps für unsere Leser? Ich würde mehrere Angebote vergleichen und den Flug frühzeitig buchen – dann kann der richtig günstig sein, teilweise schon ab 350 Euro. Und ganz wichtig: Beim Sperrgepäck am Flughafen doppelt und dreifach nachhaken, damit dieses auf jeden Fall ankommt! Genügend Taschengeld ist natürlich auch sehr sinnvoll, weil es möglich ist, dass unerwartete Probleme aufkommen.

Text: Matthias Fries;

Bilder: René, Simon und Chris