Alle Artikel mit dem Schlagwort: Auswandern

Heute hier, morgen fort

Einfach mal ein halbes Jahr mit der Wanderuni durchs Land ziehen Ich muss mal raus … einfach mal an die frische Luft, dem Trott entflieh’n … ’nen klaren Kopf bekommen und niemanden sehn’: Alles Sätze, die Manoel Eisenbacher so definitiv nie gesagt hat. Als der heute 28-Jährige 2016 das erste Mal von der Wanderuni hörte, verspürte er vielmehr latente Beklemmung als den nach Freiheit dürstenden Impuls der Stadtflucht. Im Gegenteil: Die Idee, ein knappes halbes Jahr in deutschen Landen unterwegs zu sein, ohne einen festen Tagesablauf geschweige denn einen festen Schlafplatz, hätte dem gelernten Winzer und Fotografen nicht mehr Unwohlsein bereiten können, wie er uns erzählt. „Tatsächlich bin ich eher ein strukturierter Typ und brauche immer eine gewisse Vorhersehbarkeit, um mich safe zu fühlen.“ Rückblickend lässt sich daher nicht mehr sagen, welcher Teufel Manoel geritten haben muss, zwei Jahre später seine Komfortzone im beschaulichen Würzburg zu verlassen … Neugierde könnte es gewesen sein, die ihn zum ersten Infotreffen der Wanderuni im November 2017 trieb, oder – und das ist wahrscheinlicher – die ansteckende Begeisterung einer …

MY BIG FAT ITALIAN WEDDING

Ein Leben ohne Pasta? Möglich, aber sinnlos. Dazu trinke ich am liebsten staubtrockenen italienischen Rotwein, mit dem man aufgrund seiner teerartigen Konsistenz auch so manche kampanische Schlaglochpiste flicken könnte, bestelle in der besten Caffè-Bar Würzburgs am Grafeneckart zwei CappucchinI – und amüsiere mich derweil über die zutiefst deutsche Anstehkultur der anderen Gäste, die sich brav in einer Reihe vor der Kasse platzieren, anstatt einfach lässig an der vollkommen leeren Bartheke links auf ihr Heißgetränk zu warten. Und – wer hat’s gemerkt? Natürlich schreibe ich „Caffè“, weil ich weiß, das man das in Italien nunmal so schreibt. Insofern: absolut schuldig im Sinne der Anklage – ja, ich bin italophil, vom Scheitel bis zur Stiefel-Sohle (mio!). Warum dieses faszinierende Fleckchen Erde seit Jahrhunderten eine derartige Anziehungskraft auf uns auch emotional gelegentlich so frostgebeutelte Nordmänner und -frauen ausübt – darüber haben sich klügere Menschen als ich bereits den Kopf zerbrochen.  Natürlich ohne eine veritable Antwort zu finden. Vermutlich macht genau das den ungeheuren Reiz Italiens aus. Es ist irgendwie … unfassbar. Unfassbar schön, unfassbar charmant, kurios, absurd, ja, …

BERLIN CALLING

Mein Name ist Andreas Piel. Ich bin gerade 30 geworden und vor einem halben Jahr nach Kreuzberg gezogen, nachdem ich die letzten vier Jahre den Prenzlauer Berg meine Heimat nannte. In den ersten Jahren als Wahl-Berliner habe ich zudem in Neukölln, Friedrichshain und auch für kurze Zeit in Charlottenburg gewohnt. Kurz gesagt: Ich bin in unserer Hauptstadt schon etwas herumgekommen. Derzeit arbeite ich als Alleinunterhalter in einem kleinen Café am Prenzlauer Berg. In Bayern habe ich damals eine Ausbildung zum Kinderpfleger absolviert, bin dann aber relativ schnell in die Gastronomie gewechselt. Vom Pizzabäcker über die Küchenhilfe und diverse Barjobs bis hin zum Eisverkäufer habe ich schon so ziemlich alles gemacht, was in dieser Branche eben so anfällt. WANN HAST DU DIE „NACHBARSCHAFT“ VERLASSEN UND WARUM? Nach Berlin zog ich im Frühjahr 2008, praktisch zeitgleich mit meinem damals engsten Freundeskreis. Zwei, drei Leute haben damals den Anfang gemacht. Bei ihnen war ich ein paar Mal zu Besuch und bin dann diesem ganz besonderen Berlin-Charme erlegen. Mein eigentliches Ziel war es, in der Hauptstadt mein Abitur auf …

EMPIRE STATE OF MINE

Mein Name ist Anne Riegler. Ich bin 25 Jahre alt, komme ursprünglich aus Engelskirchen in Nordrhein-Westfalen und bin am 1. August 2015 von Würzburg nach Manhattan, New York City, ausgewandert. Dort studiere ich im Hauptfach Klavier auf Master am Mannes College, das zur Universität „The New School“ gehört. WARUM BIST DU AUSGEWANDERT? Ich habe vor drei Jahren schon einmal im Ausland studiert – genauer gesagt in St. Petersburg und fand diese Erfahrung so spannend und bereichernd, dass ich das unbedingt wiederholen wollte. Ich denke, so etwas geht einfach während des Studiums einfacher als im späteren Berufsleben, wenn man vielleicht schon Familie hat. Nach New York City bin ich deshalb gekommen, weil mein Professor mich eingeladen hat – und weil New York einfach New York ist. Da muss man eigentlich nicht viel mehr erklären. WILLST DU IRGENDWANN WIEDER NACH WÜRZBURG ZURÜCK?  Das hängt ganz von den Möglichkeiten ab, die sich mir in NYC, in Würzburg oder anderswo bieten. Grundsätzlich bin ich dem aber nicht abgeneigt. Für mich ist kaum eine andere Stadt so hübsch und angenehm …