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Liebste Nachbarn

Hut ab: Dieser wunderschöne, authentische Würzburger Hutladen im Bild oben ist schon etwas älter, aber trotzdem hochmodern, denn hier wird Kopfarbeit geleistet: Frau Helsper übernahm 1991 das Geschäft in der Augustinerstraße. Seit über 100 Jahren werden hier schon Hüte produziert und verkauft. In den Nachkriegsjahren gab es mehr als zehn Hutläden in der Stadt. Davon sind leider nur wenige geblieben. Aber Hüte erleben schon seit einiger Zeit wieder eine Renaissance: vor allem auch seit dem Babylon-Berlin-Hype sind 20er-Jahre-Outfits wieder en vogue. Und was darf hier auf keinen Fall fehlen? … NATÜRLICH: Ein Hut.

Der Pfauenfederhut auf unserem Cover ist das 
Gesellenstück eines Auszubildenden, der hier die Lehre zum Hutmacher absolviert hat.

Doch welcher Hut steht uns denn am besten? Frau Helsper sucht mit geschärften Blick aus ihren mehr 2.500 Hüten die passenden für unsere beiden Models: Studentin Antonia-Sophie ist sofort sehr begeistert von einem Exemplar: Wenn sie mal heiraten sollte, will sie genau diesen Hut tragen. Fotograf Tom wird auch fündig: ein Filzhut zum Wandern, der Feuchtigkeit aufnehmen kann und bei Regen trotzdem dicht ist; perfekt!
Jedem Töpfchen eben sein Deckelchen.

REINE KOPFSACHE

Und ja: Onlineshopping  ist zwar easypeasy, aber einen Hut sollte man auf jeden Fall lieber mal aufsetzen, fachmännisch zurecht rücken und mit der kompetenten Beratung einer erfahrenen Modistin kaufen: natürlich gleich um die Ecke in unserer 
Lieben Nachbarschaft.

DIE LIEBEN NACHBARN

SIND WIR NICHT ALLE EIN BISSCHEN NACHBARN?

Fiedler´s green

Alle wollen Grün. Alle wollen weniger CO2, Feinstaub und Stickoxide in der Luft. Alle wollen weniger Glyphosat im Essen und weniger Nitrat im Trinkwasser. Alle wollen Eier ohne Dioxin und Fipronil. Alle wollen Fleisch ohne (Reserve-)Antibiotika, eine Ozonschicht ohne Loch, ein Klima ohne Wandel. Aber mal ehrlich: Wer ist auch bereit, dafür etwas zu tun?

 

Das Fenster meines Büros zeigt direkt auf den vierspurigen Röntgenring. Allmorgendlich zwischen 7:30 und 8:30 Uhr sowie nachmittags ab 16 Uhr schaue ich Würzburg beim Verkehrsinfarkt zu. Obwohl direkt daneben ein Radweg verläuft, würde ich schätzen, dass auf einen Radfahrer etwa 100 Autofahrer kommen. Ich wohne und arbeite auch in Würzburg und habe bereits im Studium das Fahrrad für mich entdeckt. Zu Beginn nahm ich aus Geldmangel den Bus, später dann das Auto – doch beide Transportmöglichkeiten sind mir ziemlich schnell zuwider geworden. Busfahren ist prinzipiell eine feine Sache, gestört hat mich nur der Geruch im Sommer und die großzügige Verteilung von Viren im Winter. Ganz ehrlich: Ich bin im Winter dreimal Bus gefahren und war eine Woche mit Grippe außer Gefecht. Alles rotzt und schnieft und hustet und fasst dann überall hin; der öffentliche Nahverkehr im Winter ist biologische Kriegsführung auf Rädern. Mit dem Fahrrad hatte ich höchstens mal einen Tag Schnupfen – und das auch nur, wenn es richtig kalt war. Doch das mit dem Auto hatte sich für mich ohnehin recht schnell erledigt: Mein Arbeitsplatz liegt etwa drei Kilometer von meiner Wohnung entfernt, was ziemlich genau zehn Radminuten entspricht. Wenn ich das Auto nehme, brauche ich schon länger, um einen Parkplatz zu finden! Ja gut, im Winter jammern die Mimosen immer, dass es kalt ist – bu-hu. Bis ich bei meinem alten FIAT im Winter die Türen aufkriege und die Scheiben von außen (und leider auch von innen) gekratzt habe, bin ich mit dem Fahrrad schon längst am Ziel. Handschuhe und Mütze (und in Würzburg Fahrradhelm und der sechste Sinn) machen es möglich! Fahrrad ist super! Ich bin an keinen Fahrplan gebunden, teile mir nicht die Krätze mit den anderen Fahrgästen, kann überall parken und kratzen muss ich auch nicht. Das Auto benutze ich nur noch für Strecken über fünf Kilometer. Selbst Einkaufen mit Fahrrad plus Rucksack ist absolut stressfrei. So bleiben pro Woche mehr als fünf Liter Benzin im Tank und die Umwelt von den Abgasen verschont.

Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die dank Subventionen für 20 Euro von Frankfurt nach London zum Shopping fliegen. Was ein Passagier bei solch einem sinnlosen Flug an Schadstoffen in die Umwelt bläst (nämlich allein knapp 400 Kilogramm klimaschädliches CO2), entspricht laut atmosfair.de fast einem Vierteljahr Autofahren (nicht im FIAT, sondern im Mittelklassewagen!). Die Zugfahrt von Hamburg nach Würzburg hin und zurück kostet um die 150 Euro, aber ab drei Euro kann ich von Frankfurt nach Krakau UND ZURÜCK fliegen (leider kein Witz). Da ist doch einiges faul im Staate Deutschland!

Ich bin auch von Plastikflaschen auf das gute alte Mehrwegglas umgestiegen, so wie früher. Alle wollen immer einfach und leicht: „Bäh, die schweren Kisten schleppen und dann wieder abgeben“, aber dann ins Fitnessstudio rennen? Inkonsequent! Bei mir in der Nähe ist ein Getränkehandel. Da geh ich alle 14 Tage rüber und hole mir einen Kasten Wasser, dauert drei Minuten und verursacht (je nach Wetterlage) ein bis zwei Schweißperlen, Thema erledigt. Kein Mikroplastik im Autor, kein Makroplastik im Ozean, alle happy. Alternativ, wenn ich ganz faul bin, trinke ich gefiltertes Wasser aus dem Hahn. Den Wasserfilter habe ich sowieso, da schmeckt Tee und Kaffee einfach besser und der Filter kostet nen Euro die Woche.

Ich kaufe auch nur Bio. Jetzt denken manche Leser vielleicht: „Klar, wenn man es sich leisten kann!“ Nein! Bio wird billiger, je mehr Leute mitmachen! Sage einer, der Kapitalismus hätte nur schlechte Seiten! Abgesehen davon: Mit Bio tut IHR nicht IRGENDWEM etwas Gutes, Ihr tut EUCH was Gutes, weil sich in euren Körpern weniger Pestizide, Fungizide, Herbizide etc. anreichern! Ein Bekannter von mir hat sich und seine gesamte Familie auf Glyphosat testen lassen. Das geht über den Urin und kostet nicht viel. Bei allen Personen wurde das Totalherbizid von Monsanto/Bayer nachgewiesen, auch in der dreijährigen Tochter. Na dann: Schönes Leben noch! Das Zeug reichert sich natürlich auch im Grundwasser an und ist mittlerweile eigentlich überall zu finden, sogar im Bier! Jeder Acker, der jedoch in Zukunft biologisch bewirtschaftet wird, ist ein Acker weniger, der gespritzt werden darf. Der Verbraucher steuert hier also direkt über sein Konsumverhalten, was mit unserer Umwelt geschieht.

Kleine Anekdote: Wir haben zu Hause einen Garten. Als nach Dioxin die Eier mit Fipronil belastet waren, entschloss sich mein Bruder, selbst Hühner anzuschaffen. Per Gesetz ist es jedem erlaubt, „4 Hennen & 1 Hahn“ im Garten zu halten. Ich war am Anfang skeptisch, habe die Tiere aber total liebgewonnen. Wir werfen seitdem keine Lebensmittel mehr weg (picken alles die Hühner), wissen, wo unsere Eier herkommen und die schmecken einfach sagenhaft! Klar ist das in der Stadt schwer umzusetzen, aber jeder kennt sicher jemanden, der jemanden kennt, der irgendwie auf dem Land wohnt … und für alle anderen? Gibt’s Bio-Eier!

Statt Waschpulver, -pods & Co., produziert aus Erdöl, stelle ich inzwischen auch mein Flüssigwaschmittel selbst her. Zutaten: Wasser, Kernseife, Soda – und bei Bedarf Wäscheparfüm aus dem Bioladen, einfacher geht’s nicht, billiger auch nicht, vom gesparten Plastikmüll ganz zu schweigen. Ich nehme Naturkosmetik ohne Paraffine und Parabene (Cremes, Duschgel und Shampoo), kaufe keine Plastiktüten oder Einwegbecher. Ich bin jetzt kein Hardcore-Umweltschützer und laufe barfuß im Jutesack herum, ich muss auf nichts verzichten und es kostet mich auch keine große Anstrengung. Falls ich für Bio mehr zahle, hole ich das Geld doppelt und dreifach wieder für meine Gesundheit und die Umwelt rein, Radfahren hält fit und kostet bis auf die Wartung so gut wie nichts – und das Wasser aus der Glasflasche schmeckt besser als das aus PET oder Einwegplastik.

Also einfach mal mit offenen Augen und eingeschaltetem Hirn durchs Leben gehen. Papier statt Plastik, Fahrrad statt Auto, Bio statt konventionell, Naherholung statt Fernreise. Große Änderungen fangen klein an! In diesem Sinne: Bitte werft dieses Magazin nach der Lektüre nicht weg; recycelt es zum Beispiel sinnvoll, indem ihr es Euren Freunden zum Lesen gebt ;).

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Nicht nur sauber, sondern rein(es Gewissen!):
Waschmittel zum Selbermachen
Zutaten für 2 Liter Flüssigwaschmittel:

• 40 g Waschsoda (500 g kosten ca. 0,95 Cent)

• 30 g Kernseife (300 g kosten ca. 1,25 Euro) • Optional ein paar Tropfen ätherisches Öl

• 2 Liter Wasser

• Große Schüssel oder Eimer

• Verschließbares Gefäß zur Aufbewahrung

Kernseife fein raspeln und mit Soda in eine Schüssel geben. Wasser im Wasserkocher aufkochen und darübergießen. Einige Minuten ordentlich rühren, bis sich alles gut vermischt hat, einige Stunden abkühlen lassen und bei Bedarf gelegentlich umrühren. Zum Schluss optional das Wäscheparfüm dazu, abfüllen, fertig!

 

Text: Dr. rer. nat. Dipl-Ing. Univ. Sebastian Fiedler

Liebste Nachbarn

Ein Vorwort … wovor denn? Und warum aus-
gerechnet davor? Alles zusammenfassen, in einen kurzen Text? So viele Buchstaben, Bilder und Eindrücke? Nein: leider schwierig bis unmöglich.

Darum schreiben wir lieber etwas anderes: übers Erwachsenwerden und Jungbleiben? Die Neon ist Geschichte. Warum also immer noch Printmagazine?
Warum sich noch quälen mit Papier? Mit Gestalten, Drucken und Verteilen von 5.000 Magazinen in der Stadt? Ganz einfach: Weil es etwas anderes ist.
Genauso, wie es etwas anders ist, durch Deutschland mit dem Auto auf der Autobahn zu heizen oder ein halbes Jahr querfeldein zu Fuß zu laufen, wie es Manoel Eisenbacher bei seiner Wander-Uni getan hat. Dieses Gefühl versucht Anna-Lucia in ihrem Portrait über Manoels Reisen für Euch einzufangen. Warum etwas anders machen? Warum nicht den bequemen Weg gehen? Die Regie-Legende Werner Herzog gab uns bei einer Diskussion im Mainfrankentheater kürzlich den Rat: „Lauft erst einmal 100 Kilometer zu Fuß exakt in eine Himmelsrichtung, egal was kommt. Das bringt Euch weiter als jede Brücke und jedes Studium. Einfach mal machen.“

Die Sängerin Lina Maly meint: „Ich mag die Dinge, die Du tust, mehr als die Worte, die Du sagst.“ In seiner Schlichtheit und Einfachheit ist dieser Satz sehr treffend: Wichtiger als das, was wir erzählen, ist das, was wir tun, was wir erleben. Dass wir leben und unser Leben nicht in der Bildschirmzeit am Handy verloren geht. Wenn Euch Eure Kinder später mal fragen, was Ihr erlebt habt und wo Ihr schon überall wart – und Ihr nur sagen könnt: auf facebook, insta, tinder & googlemaps, dann stimmt etwas nicht. Ein Navi kennt zwar vielleicht den kürzesten, aber nie den besten Weg, den man einschlagen kann.

DIE LIEBEN NACHBARN

Heute hier, morgen fort

Einfach mal ein halbes Jahr mit der Wanderuni durchs Land ziehen

Ich muss mal raus … einfach mal an die frische Luft, dem Trott entflieh’n … ’nen klaren Kopf bekommen und niemanden sehn’: Alles Sätze, die Manoel Eisenbacher so definitiv nie gesagt hat. Als der heute 28-Jährige 2016 das erste Mal von der Wanderuni hörte, verspürte er vielmehr latente Beklemmung als den nach Freiheit dürstenden Impuls der Stadtflucht. Im Gegenteil: Die Idee, ein knappes halbes Jahr in deutschen Landen unterwegs zu sein, ohne einen festen Tagesablauf geschweige denn einen festen Schlafplatz, hätte dem gelernten Winzer und Fotografen nicht mehr Unwohlsein bereiten können, wie er uns erzählt. „Tatsächlich bin ich eher ein strukturierter Typ und brauche immer eine gewisse Vorhersehbarkeit, um mich safe zu fühlen.“ Rückblickend lässt sich daher nicht mehr sagen, welcher Teufel Manoel geritten haben muss, zwei Jahre später seine Komfortzone im beschaulichen Würzburg zu verlassen … Neugierde könnte es gewesen sein, die ihn zum ersten Infotreffen der Wanderuni im November 2017 trieb, oder – und das ist wahrscheinlicher – die ansteckende Begeisterung einer kleinen, aber wachsenden Bewegung, die sich seit 2015 für freiere Bildungswege abseits des Unikosmos einsetzt.

Zwischen Heidelbeersträuchern und Fichten im Hochschwarzwald.

Wir sind dann mal weg …

Das Konzept ist jedenfalls schnell erklärt: Herzstück der Wanderuni sind die sogenannten StudienGänge, bei denen Gruppen von zumeist jungen Menschen im Rahmen einer halbjährigen Wanderschaft ihren ganz eigenen Fragen folgen. Ins Leben rief die alternative Bewegung Manoels Kumpel Emil, der sich lange Zeit in der Schülerbewegung Funkenflug für soziale Bildung einsetzte und im Zuge dessen wiederholt Kundgebungen in Berlin besuchte. Eines Tages wurde aus dem Trip in die Hauptstadt schließlich eine Wanderschaft durch ganz Deutschland, der sich im Laufe der Jahre immer mehr Gleichgesinnte anschließen sollten – der Rest ist Geschichte. In Anlehnung ans „normale“ Unistudium verstehen sich die StudienGänge dabei als Einführungs- beziehungsweise Orientierungssemester für alle, die ihren individuellen Bildungsweg als kontinuierlichen, selbstbestimmten Lernprozess verstehen. Learning by walking eben – oder, wie uns Manoel erklärt: „Der Weg zum für mich Wesentlichen.“

NEUE ORTE, ANDERE PERSPEKTIVEN UND VIEL ZEIT ZUM LEBEN

Unterwegs im Harz während der Mitlaufwoche, zu der Freunde und Bekannte eingeladen waren.

Plan mit Fotofinish

Dass ein solcher Weg freilich nicht selten mit Herausforderungen beginnt, wurde dem Wanderer in spe spätestens dann klar, als er sich dazu entschloss, die Wanderschaft mit einem Fotoprojekt zu begleiten. Ein Tag, ein Foto – mehr Optionen wollte er sich nicht einräumen, um die perfekte Momentaufnahme des jeweiligen Tages einzufangen. Dabei überwand der selbsternannte Perfektionist gleich die zweite innerliche Hürde: „Schließlich konnte ich nie wissen, ob der nächste Moment vielleicht noch perfekter sein würde.“ Und so begab sich Manoel – jede Menge aufgeregte Vorfreude, eine Leicaflex SL2-Analogkamera und nur die nötigsten Kleidungs- und Pflegeutensilien im Gepäck – auf eine Reise ins denkbar Ungewisse. Die erste Station: das Zusammentreffen mit seinen „Mitläufern“. Schließlich standen sich im April 2018 in Schwäbisch Gmünd 15 wenig vertraute Menschen gegenüber, die fortan gemeinsam wandern, trampen und ihren jeweils gesteckten Zielen näherkommen wollten. Aber ist das nicht ein Widerspruch in sich: Selbstreflexion im Rudel? Manoel lacht: „Ich bin ehrlich: Genau das Gleiche habe ich auch gedacht.“ Doch entgegen aller Befürchtungen sollte nicht nur Manoel nach etwas mehr Intimsphäre sein … „Auch meine Kommilitonen wollten ursprünglich in kleineren Gruppen aufbrechen. Schließlich konnten wir uns in der Vorbereitung auf nicht mehr als acht Personen pro Team einigen – das war schon das absolute Maximum des Erträglichen“, wie er lachend hinzufügt. Tatsächlich gelang es den 15 Wander-Erstis jedoch nicht, sich entsprechend aufzuteilen, „jede Konstellation fühlte sich irgendwie forciert an.“ Und so legte man den ursprünglichen Plan doch ad acta und machte sich zu fünfzehnt auf den Weg – mögliche Absplitterung oder Trennungen würden sich schließlich bestimmt noch ergeben, spätestens wenn man sich doch mal in die Haare bekommen sollte …

Mit 20 Kilogramm auf dem Rücken zu laufen war für Manoel und seine Mitstreiter am anfangs gewöhnungsbedürftig.

Die Route verlief von Schwäbisch Gmünd Richtung Schwarzwald nach Waldkirch; dann von Freiburg ins Allgäu; von Vorpommern nach Usedom und wieder zurück nach Vorpommern; daraufhin ging es über Brandenburg nach Halle (Halbzeit), dann in den Harz, die Toskana und schließlich an die Mainschleife; im Anschluss folgten Stopps in Leipzig, Witten und dem Allgäu; von dort ging’s zurück nach Erfurt, über den Hunsrück an die Mosel bis zur letzten Etappe – zurück nach Schwäbisch Gmünd.

Einmal vegan und bio to go, bitte!

Nach dem Startfest in Schwäbisch Gmünd ging es also endlich los. Die Route führte über den Schwarzwald Richtung Freiburg, dann am Feldberg vorbei bis nach Hinterzarten und weiter ins Allgäu, wo zunächst im Rahmen eines befreundeten Projekts eine Bauwoche in einem ehemaligen Klinikgebäude anstand – eine der wenigen festen Behausungen seit Beginn der Wanderschaft. Geschlafen wurde sonst nämlich vorwiegend unter freiem Himmel:
in Wäldern, auf Feldern oder aber bei Privatleuten im Garten. Manoel erinnert sich: „Das war schon ein komisches Gefühl, das Schlaf-Tarp wieder gegen ein echtes Dach über dem Kopf einzutauschen.“ Doch der häusliche Luxus sollte nicht lang anhalten: Schon nach zwei Wochen ging es mit Sack und Pack weiter nach Vorpommern – zum Humus-Festival. Bis dahin waren bereits 1.500 Kilometer zu Fuß und per Anhalter zurückgelegt und das Foodsharing-Konzept der Veranstaltung kam den „Gefährten“, wie Manoel seine Mitstreiter mittlerweile in Anlehnung an Herr der Ringe nannte, gerade recht. „Als mehr oder minder konsequente Selbstversorger waren wir nämlich von Anfang an darauf bestrebt, möglichst von dem zu leben, was uns die Natur schenkt.“ Egal, ob Bärlauch, Wildsalat, Brombeeren oder Zwetschgen – die inoffiziellen Küchenbeauftragten zauberten auf dem mitgeführten Gaskocher so manches erinnerungswürdige Abendmahl. Was nicht gefunden werden konnte, wurde entweder containert oder aber preisgünstig gekauft: „Mehr als 2,50 bis 2,80 Euro pro Tag und Kopf haben wir jedoch selten ausgegeben.“ Dass die Beute der Truppe zumeist vegan ausfiel, hatte dabei nicht nur finanzielle Gründe: „Auch im normalen Alltag leben die meisten von uns vegetarisch oder vegan.“

VON DER SEHNSUCHT NACH EINEM LEBEN ABSEITES DER NORMALEN WEGE

Unverhofft kommt oft: Die letzten Kilometer nach Piesport an der Mosel ging’s per Traktor.

Reise zum Mittelpunkt der Herde

Wer jetzt denkt „Alle öko oder was?“, dem sei gesagt: Ja. Alle öko. Oder zumindest extrem nachhaltig unterwegs – und das im Wortsinne, wie uns Manoel weiter erklärt: „Man kann schon sagen, dass dieses nachhaltige Handeln unser gemeinsamer Nenner war. In vollem Bewusstsein für unsere Verantwortung als Einzelne haben wir immer versucht, im bestmöglichen Interesse aller zu handeln.“ Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass hier 15 Persönlichkeiten aufeinandertreffen, die noch dazu allesamt ihren ganz eigenen Launen und alltäglichen Stimmungsschwankungen unterliegen. Manoel muss lachen, als er sich an die ersten Wochen der gemeinsamen Wanderschaft erinnert: „Jetzt stell dir mal vor, du stehst zu fünfzehnt auf, machst dich bereit für den Tag, einigst dich auf eine Route und läufst zusammen im Tempo des Langsamsten los – da ist es Abend, bevor du mehr als 3 Kilometer zurückgelegt hast.“ Doch die anfänglichen Startschwierigkeiten sollten schnell überwunden sein: Mithilfe kleiner Rituale wie gemeinsamen Morgen- und Abendrunden – und unter Einsatz eines Redestabs – konnte das emotionale Gleichgewicht der Gruppe immer wieder neu ausbalanciert und der Grundstein für Interessengemeinschaften gebildet werden.

Ein Get-together für Wildnispädagogik, Permakultur und Foodsharing: das Humus-Festival in Broock nahe der Ostsee.

Von Mitläufern und Einzelkämpfern

Und so brauchte es auch keinen offiziellen Entscheider, der den Gruppenmitgliedern ihre Rollen zuwies: „Das hat sich tatsächlich von ganz alleine ergeben“, sagt Manoel. Während sich einer gut aufs Kartenlesen verstand, übernahmen andere nur allzu gerne das Kochen oder den Aufbau des jeweiligen Nachtlagers. Manoels Aufgaben bestanden wiederum vor allem in der Routenplanung und der Koordination zwischen Veranstaltern und interessierten Wanderkollegen: „Wobei wir immer Wert darauf legten, dass jeder mal zu Wort kam.“ Wie gut das auch ohne gesprochene Worte geht, sollte Manoel schließlich auf Usedom erfahren: „Klar, dass ausgerechnet an meinem Schweigetag eine Diskussion bezüglich unserer Einkaufsgewohnheiten aufkommen musste … Aber auch das war kein Problem: Ich habe mich selbst mit Händen und Füßen perfekt einbringen können.“ Kommunikationsschwierigkeiten gab es daher auch keine, als Manoel und die Gruppe nach einem weiteren Zwischenstopp in der Lebensgemeinschaft Klein Jasedow in Halle zum Halbzeittreffen zusammenkamen. Der Würzburger kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen: „Auch wenn wir uns eigentlich viel früher aufteilen wollten, haben wir es hier endlich geschafft, mehrere Gruppen zu bilden.“ Während die „Harz 5“ nach der Mitlaufwoche mit Freunden, Partnern und Co. – nomen est omen – im Harz verblieben, verschlug es die restlichen Wanderer gen Süden. Gemeinsam mit Kommilitonin Alia verbrachte Manoel so eine Woche bei einem Gestalttherapeuten in der Toskana. Doch was sich nach jeder Menge Seelenstriptease anhört, sollte tatsächlich eher körperlich ertüchtigend sein – Voraussetzung für Kost, Logis und Gestaltarbeit war nämlich das Bestellen des mehrere Hektar großen Olivenhains. Da bekommt ora et labora eine völlig neue Bedeutung, oder? Manoel gibt sich diplomatisch: „Das war schon herausfordernd, ja. Wobei ich gestehen muss: Meine schwierigste Prüfung hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon hinter mir.“

An einem heißen Julitag am See in Könnern bei Halle an der Saale.

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …

Da ist sie wieder, diese tiefgründige Ernsthaftigkeit, die sich schon zu Beginn des Gesprächs mit Manoel bemerkbar machte. Fast hat man das Gefühl, als säße man einem Pilger gegenüber – vielleicht sind da Ähnlichkeiten mit Hape Kerkelings legendärer Begehung des Jakobswegs doch gar nicht so weit hergeholt? Manoel nimmt einen Schluck Wein: „Oh Mann, das ist jetzt schon persönlich … Aber wir sind ja nicht nur zum Spaß hier, oder?“ Eine Fangfrage, schließlich betreiben wir bei aller Rücksichtnahme extrem investigativen Journalismus. Und so teilt Manoel – unserer Hartnäckigkeit und dem zungenlockernden sei Dank – doch noch seinen intimsten Reisemoment mit uns: die eigentliche Reise zu sich selbst. „Da gab es einen Tag im Harz, der war wirklich ganz düster. Mir ging so wahnsinnig viel durch den Kopf: Auf der einen Seite bestand die Option, Internationale Beziehungen in Dresden zu studieren. Zugleich kam in mir jedoch die Frage auf, ob das wirklich die eine Tätigkeit ist, der ich mein Leben widmen möchte. Und dann war da auch noch mein geheimer Herzenswunsch: die Fotografie. Aber irgendwie fühlte sich nichts davon rund an … Es war, als hinge ich in der Luft, als hätte ich gar kein Glücksgefühl mehr in mir …“

DIE REISE ZU SICH SELBST

 

Und so machte sich Manoel an diesem sonnigen Sommertag dazu auf, eben jenes Glück zu finden – ganz getreu dem vielzitierten Motto „der Weg ist das Ziel“: „Ich habe die ganze Truppe einfach hinter mir gelassen und bin losgelaufen. Zwei Stunden am Stück – und das ohne zu wissen, wohin mich der Weg trägt.“ Der erste Stopp: Ein kleiner Dorfladen, in dem sich Manoel sage und schreibe 400 Gramm Schokolade kaufte. „Das war das Einzige, worauf ich Lust hatte.“ Mitsamt der Beute ging es schließlich weiter in einen benachbarten Park auf die erstbeste Bank – und dort brach schließlich alles aus Manoel raus: „Ich saß da wie Forrest Gump, die Schokolade in einer Hand, meinen Wanderstock in der anderen und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.“ Als hätte alles in ihm nur darauf gewartet, sich endlich zu entladen, sollte dieser Nachmittag zum großen Wendepunkt seiner Wanderung werden – auf einmal war nämlich alles glasklar: „All die Verwirrung und all die Optionen, für die ich nicht wirklich brannte, lösten sich vor meinem inneren Auge auf. Ich wusste, was ich schon die ganze Zeit wollte – nämlich den Spirit der Wanderuni weiterleben.“

Aufbrechen, ankommen – repeat

Und wie es manchmal der Zufall und das Leben so wollen, sollte sich die perfekte Gelegenheit dazu schon bald bieten: Nur einen Monat später ging es nämlich nochmal zurück ins Allgäu, wo die Gruppe wenige Monate zuvor erstmals das Projekt „Hausausbau“ anstieß. „Plötzlich stand sich der harte Kern gegenüber und stellte die Frage in den Raum: Warum nicht einfach hierher ziehen und weiterbauen?“ Die Chance schlechthin für Manoel, endlich als Fotograf in die Selbstständigkeit zu starten und sich in einem Pool aus Gleichgesinnten kreativ auszutoben – „ihr könnt euch vorstellen, dass die Entscheidung entsprechend schnell gefallen war“. Unnötig zu sagen, dass die letzten Wochen des StudienGangs unter einem sehr glücklichen Stern standen, schließlich hatte Manoel seinen inneren „Mount Everest“ bereits erklommen. Und so teilt er am Ende noch eine weniger erhellende aber vielmehr erheiternde Erinnerung mit uns: der Waschtag im Badeland von Hansgrohe. Wer jetzt denkt „nur ein Waschtag?“, dem sei vorab versichert, dass die Mädels und Jungs sich trotz zumeist fehlender Duschmöglichkeit stets einer gebührenden Körperhygiene widmeten, „wobei manchmal nicht mehr als eine Katzenwäsche im Fluß drin war“, wie Manoel zugibt. Umso größer die Freude, als er nach Wochen des Wanderns in der Tourist Information des beschaulichen Städtchens Schiltach die alles andere als beschauliche Touristenattraktion empfohlen bekam: Auf rund 100 Quadratmetern können Besucher in der Showerworld nämlich eine Stunde lang die Produkte der Firma testen, probeduschen – oder eben Wäsche waschen. Manoel lacht: „Wir wollten die knappe Zeit eben perfekt nutzen; und so wurden die Regenduschen kurzerhand zur Waschmaschine umfunktioniert.“ Doch obgleich hier der Grundsatz „Not macht erfinderisch“ gegolten haben dürfte, möchte Manoel klarstellen, dass es ihm zu keinem Zeitpunkt an etwas fehlte – im Gegenteil: „Festzustellen, mit wie wenig ich klarkomme und dass ich den ganzen Luxus für ein glückliches Leben nicht brauche, war unglaublich befreiend. Ein großartiges Gefühl, das ich jedem wirklich nur wünschen kann.“ Auch wenn er die Wanderuni selbst als einmalige Erfahrung verbucht, sieht er seinen weiteren Lebensweg deshalb vielmehr als ein Weiterlaufen – mögliche Umwege überaus willkommen: „Der perfekte Moment besteht schließlich aus dem, was man daraus macht.“  

Verweile doch, du bist so schön: Mit seinen analogen Fotos ist es Manoel gelungen, die Vergänglichkeit des Moments einzufangen.

Der Inbegriff von Freiheit: Einschlafen unter dem Sternenhimmel. Hier am Mathisleweiher unterhalb des Feldbergs im Südschwarzwald.

 

          Text: Anna-Lucia Mensing,

Fotos: Manoel Eisenbacher / www.manofaktur.com

Vierundfünfzig mal Nullkommaeins

„Thomas hat Dich zur Gruppe ‚Lass mal wieder was machen‘ hinzugefügt“.
Oh, wie schön. Also nur noch siebeneinhalb Monate und 25³ Nachrichten, bis THOMAS,
Lisa 1, Lisa 2, Christian, Verena, Claus-Stephan, Nico, Yen und Daniel auf einen gemeinsamen Nenner kommen, was eine für alle erträgliche Abendunterhaltung sein könnte.

Verena möchte uns endlich den wahnsinnig fesselnden Film dieses finnischen Skandalregisseurs zeigen … bei dem wir uns dann aber nicht unterhalten dürfen, weil wir sonst die implizite Botschaft verpassen (schreibt Lisa1). Film ist also raus. Dann vielleicht doch Brettspiele, schlagen Nico und Lisa2 vor … sie könnten uns das 75-seitige Regelwerk des preisgekrönten Strategiespiels auch gleich per WhatsApp durchschicken. In solchen Momenten merkt man wieder, was wir an der Demokratie doch haben. 2:7! „Dann lasst uns doch was kochen.“ Gute Idee. Nicht. Schließlich ist das lakto- und fructosefreie, nachhaltig-saisonale, vegan-biofleischhaltige (außer Schwein), paläo-glutenreduzierte Gericht immer noch nicht erfunden. Claus-Stephan, der sich bis hierhin rausgehalten hat, kommentiert lakonisch, er halte das nicht mehr aus und werde sich nun betrinken. Gute Idee, Claus-Stephan – dann aber bitte mit uns … und mit Stil. Wie gut, dass es gleich in unserer lieben Nachbarschaft, genauer gesagt in Höchberg, einen ziemlich coolen Laden mit einem ziemlich coolen Inhaber gibt, der ein ziemlich cooles Konzept entwickelt hat. Das Ganze nennt sich Blindverkostung – kurz BLNDVK – und besteht im Prinzip daraus, dass Weine nur anhand von Geschmack und beigefügten Beschreibungen erschmeckt werden sollen. Das geht entweder zu Hause mittels Online-Bestellung oder gleich in Svens Laden WEINKOST HÖCHBERG. Wir von LIEBE NACHBARN hatten uns für letztere Variante entschieden. Was für ein glücklicher Zufall, dass Nico seine Kamera eingepackt hatte …

Von links nach rechts: „Chateau Lafite – unverkennbar!“ … „Ich glaub‘, das ist’n Roter!“ … „Können wir jetzt endlich trinken?“ … „13,5 Gramm Restzucker mal 12,5 Volumenprozent geteilt durch Wurzel aus 5 …“

Abgezapft und originalverkorkt von … wenn wir das nur wüssten! Beim ersten waren sich alle noch so sicher …

Der Moment der Wahrheit: Wer hat von den sechs Rotweinen am meisten richtig erschmeckt? „Aaaaahs“, „Oooohs“ und natürlich „Das kann ÜBERHAUPT NICHT SEINs“ am laufenden Band! Ganz großes Gaumenkino! Das Geheimnis wird gelüftet. Hä was? das war doch niemlas der fünfer…

Wer selbst mal eine Original-Blindverkostung erleben (oder verschenken!) möchte, kann unter www.blndvk.de aus vielen verschiedenen Weinpaketen wählen.

Der Master of Blindverkostung Sven veranstaltet auch in seinem Höchberger Laden regelmäßig spannende Verkostungs- und Wein-Events. Alle Infos und Termine findet ihr auf facebook.com/weinkosthoechberg.

Claus-Stephan hat die Erleuchtung …… aber Lisa2 hat das Messer …

… Lisa1 und Nico haben sich nochmal nachgeschenkt …

… und Thomas hat sich aufgegeben.

Fotos:  Nico Manger – Fotografie Würzburg www.nico-manger.de

Olympisch Spielen 2019

Die Zeitmaschine von  Kulturateur Felix Röhr hebt wieder ab ins unsere Nachbarschaft: Seit Januar 2019 reisen Kinder und Familien nun auch in der neu eröffneten Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums in die Vergangenheit.

Unter dem Titel „Kinder-Olymp“ bietet Felix schon im
fünften Jahr seine erfolgreichen Kinder-Erlebnis-Nachmittage in der Antikensammlung des Museums an. Nun können neuerdings auch Familien an den Vormittagen die faszinierende Welt der Gemäldegalerie entdecken, die erst im Herbst 2018 wiedereröffnet wurde. Immer an einem Samstag des Monats erleben Kinder und Familien beim „Familien-Olymp“ tolle Abenteuer, entdecken ferne Länder und lernen Wissenswertes zu Kultur, Kunst und Wissenschaft. Damit es von Anfang bis Ende spannend bleibt, packt Felix seinen Kulturkoffer voller Spiele, Rätsel und Dinge zum Gestalten für die ganze Familie.

Inhaltlich dreht sich in diesem Jahr beim „Familien-Olymp“ in der Gemäldegalerie alles um das Thema „Kindheit damals und heute“: Die Reisen führen von der faszinierenden Welt des Mittelalters bis in die Neuzeit, also zum Beispiel in die Epoche der prächtigen Schlösser und Entdecker oder die Zeit der Avantgarde. Neben dem neuen Familien-Olymp wird 2019 natürlich auch der beliebte Kinder-Olymp fortgesetzt. Hier lautet das Motto 2019 „PS: Kindheit …“. Gemeinsam entdecken die Kleinen dabei die große Welt antiker Kulturen und erfahren, was Kinder zum Beispiel im alten Griechenland oder dem alten Rom erlebt und gespielt haben. Bei jedem Olymp begleiten wir die Kinder der antiken Welt als Händler, Krieger, Philosophen, Rhetoriker oder Künstler und gestalten jedes Mal kreativ etwas zum Mitnachhausenehmen.

Erwachsenen, die vom Reisen dann noch nicht genug bekommen haben, legen wir hier noch etwas ganz Besonderes ans Herz: Die Vortragsreihe „ERLESENES – Archäologische ReiseReihe“ feiert inzwischen ebenfalls ihren fünften Geburtstag! Auch 2019 berichten Archäologen und Kulturwissenschaftler dabei von ihren Reisen in alle Herren Länder. Neben den archäologischen Highlights warten auch kuriose Begebenheiten, kulinarische Empfehlungen, Ortstypisches und spezielle Tipps auf die Gäste! So nimmt Prof. Dr. Jochen Griesbach die Zuhörer etwa am 6. April mit auf eine Reise nach Albanien, das in früheren Zeiten als wichtige Schnittstelle zwischen Italien und Griechenland fungierte. Nach der Sommerpause präsentiert unter anderem Dr. Marcel Danner die antiken Schätze Jordaniens, das es mit seinen Wüstenschlössern und Felsgräbern zu Weltruhm gebracht hat.

Alle Informationen und Termine zu den Veranstaltungen von Kulturateur Felix findet Ihr unter www.kulturateur.de.
Text & Fotos: Felix Röhr

FAMILIEN-OLYMP in der Gemäldegalerie (10:00 – 11:30 Uhr)
Kindheit damals und heute ́

16. März: Kindheit zur Zeit der Schlösser und Entdecker
6. April: Kindheit zur Zeit der großen Revolutionen
12. Oktober: Kindheit der Dichter und Denker
29. Oktober – 1. November: Herbst-Ferien-Programm: HeldInnen – großartige Frauen & Männer ́
9. November: Kindheit in modernen Zeiten
7. Dezember: Kindheit der Avantgarde

KINDER-OLYMP in der Antikensammlung (13:00 – 14:30 Uhr)
PS: Kindheit ́
16. März: Kindheit in Mykene
6. April: Kindheit in Sparta
03. – 06. September: Sommer-Ferien-Spaß: Auf den Spuren von Indiana Jones und berühmten Archäologen ́
12. Oktober: Kindheit in Athen
9. November: Kindheit in Rom
7. Dezember: Kindheit bei den Kelten

Auf Augenhöhe- Müdigkeit. Erschöpfung. Depression.

Willkommen im neuen Jahr. Was sich zwischen den Jahren
andeutete, wird jetzt Wirklichkeit. Das neue Jahr startet nicht nur verkatert und grau, sondern auch ohne Gnade.

Perspektivlos, trotz all der Vorsätze – und hoffnungslos, trotz all des Neubeginns. Von Sydney bis New York, von Plauen bis Aachen. Gewollt oder nicht, jeder fängt neu an und man selbst steckt mittendrin. Dem Jahresbeginn entzieht sich niemand, und so beginnt das neue Jahr, wie das alte aufgehört hat, es stirbt. Im Gegensatz zum Menschenleben ist das Jahresleben klar strukturiert, designierter Start und designiertes Ende. Das Jahr hat keine falsche Hoffnung, aber auch keine falsche Angst.

Es liegt 365 Tage im Sterben und selten spürt man das so intensiv wie am Jahresbeginn. Die Festtage sind abgehandelt, die alten Freunde wurden gesehen und der alten Feinde wurde gedacht. Dopamine sind verbraucht, Adrenaline nicht wieder aufgefüllt. Man nüchtert aus. Der Blick wird endlich scharf und die Welt wird grau. Ohne Luftschlangen und Glühweinnasen verliert das Leben seine Weichzeichner. Wenn die bunten Lichterketten erloschen sind, die bunteren Feuerwerke abgebrannt und der Rauch sich verzogen hat, beginnt das neue Jahr so, wie der Mensch es am wenigsten erträgt: ehrlich. Kalt, dreckig, nüchtern. Kein Grund, sich auf etwas zu freuen, außer, dass es voran geht – das Jahr. Es ist die Zeit, in der der direkteste Umgang mit sich und der Welt möglich ist, denn alle sind jetzt ungeschminkt. Mensch. Leben. Welt.

Doch der Mensch verkennt die Gelegenheit und flüchtet lieber von einer Wochenendfeierei zum nächsten schweren Kopf und hofft so, die Zeit zu überbrücken, bis die Realität nicht mehr ganz so grell leuchtet. Der Alltag assistiert. Die Mo- bis Fr-Aufreger im Boulevard lenken ab und die Bundesligarückrunde naht. Sanfte Schmerzmittel für das gequälte Gemüt. Der Konsummuskelkater vom Jahresende vergeht und Linderung stellt sich ein.

Die Zeit, stets unbestechlich, schleppt den Menschen zu den ersten Verpflichtungen des noch jungen Jahres. Vom Neujahrsschwimmen zu den heiligen Königen und vom Après-Ski zur ersten Prunksitzung wandelt er mehr, als dass er geht. Die fünfte Jahreszeit ist ohnehin Selbstläufer, auch ohne ihn. Im Anschluss wird gefastet. Für den Geist und für die Knochen, nur kurz unterbrochen vom Maßkruggrinsen der Frühjahrsfeier. Tradition schlägt Glauben. Alles ist erlaubt, damit er wieder in die Spur findet, der Mensch. Und wenn die ersten Krokusse blühen, und die letzten Vorsätze verblassen, dann hat er es bald wieder geschafft. Auf Fasten folgt Fastenbrechen und fast … wie von selbst kommt Schwung in des Menschen Neujahrslethargie. Schwung für die ersten seelischen Gehversuche.

Hinaus in die Natur. Ins Grüne. Weg von der Stadt und ab in die Weinberge. Mal mit, mal ohne Bollerwagen – aber ab jetzt mit frischer Zuversicht, die ihn von einem Weinfest zum nächsten trägt. Mit den Temperaturen steigen die Hormonspiegel und steigt die Laune, bis im Sommer ihr Zenit erreicht ist. Der Zenit als Plateau, als Komfortzone, die er nicht kampflos wieder aufgeben wird.

Der Mensch ist jetzt wieder auf Augenhöhe mit dem Leben und nichts weniger steht ihm zu. Nichts weniger als das hat er sich verdient – und nur er bestimmt wie lange das andauert. Er bestimmt wie lange ihm das gefällt und wie lange dieser Sommer anhält. Meteorologie ist eine Frage der Überzeugung, und wenn es nach ihm geht, kann das Leben mit seinem jämmerlichen Jahr noch lange warten, bis der Herbst beginnt. Und wenn schon, dann wird der Herbst golden und warm und wunderwunderschön. Und wenn nicht, dann ist´s doch immerhin zünftig, im letzten Bierzelt des Jahres. Zünftig und die Menschen sind froh, haben rote Gesichter und rote Nasen, genauso wie am Weihnachtsmarkt. Da steht er jetzt nämlich, in der Menge und im dicken Mantel – und wie von selbst bestellt er noch zwei Glühwein. Er spürt die warmen Becher an den Handschuhen, schmunzelt und glaubt noch immer, er hätte alles im Griff. Das Leben im Griff.

Der Mensch ist sich zwar Antworten schuldig, dem Jahr Vorsätze und dem Leben Veränderungen … aber er hat überlebt.

Bis zum nächsten Tod.

Text: Michel Mayr; schnurrzpiep.de

Drohendes Dieselfahrverbot in Würzburg

Widerruf von Fahrzeug-Finanzierungsverträgen als Ausweg (Widerrufsjoker)

Nachdem die Deutsche Umwelthilfe nun auch Klage betreffend Würzburg eingereicht hat, droht auch in Würzburg ein Dieselfahrverbot. Sollte die Klage erfolgreich sein und Fahrverbote umgesetzt werden, stehen Dieselfahrer vor einem großen (finanziellen) Problem. Sie sind privat und im Beruf auf ihr Fahrzeug angewiesen und müssten sich daher ein Ersatzfahrzeug anschaffen bzw. ihren Diesel loswerden. Letzteren auf dem freien Markt zu verkaufen stellt allerdings keine akzeptable Alternative dar, da dies aktuell nur noch mit einem hohen Wertverlust möglich ist.

Falls der Diesel jedoch finanziert wurde, gibt es einen Ausweg. Viele Banken haben Kreditnehmer nicht korrekt über das Widerrufsrecht informiert – also entweder eine falsche Widerrufsbelehrung oder nicht alle notwenigen Pflichtangaben erteilt. In der Folge beginnt die eigentlich nur zweiwöchige Frist für den Widerruf nicht zu laufen. Kreditnehmer können auch vor Jahren abgeschlossene Verträge noch widerrufen, das finanzierte Fahrzeug zurückgeben und erhalten ihr Geld zurück. Eine Chance für Besitzer von Dieselfahrzeugen.

Voraussetzung für den Widerruf ist, dass der Finanzierungsvertrag ab dem 11.06.2010 abgeschlossen wurde, der Autokäufer diesen als Verbraucher (Privatperson) abgeschlossen und der Autohändler den Vertrag zur Finanzierung des Wagens vermittelt hat. Bei Vorliegen dieser Voraussetzungen und einer fehlerhaften bzw. unvollständigen Widerrufsinformation ist der Widerruf möglich und der Dieselfahrer kann seinen Diesel zurückgeben. Im Gegenzug erhält er die bereits geleisteten Kreditraten (und eine etwaige Anzahlung) zurück. Nur die – meist nicht sonderlich hohen – Kreditzinsen bis zum Zeitpunkt des Widerrufs darf die Bank behalten. Gegebenenfalls (zumindest bei bis 12.06.2014 abgeschlossenen Kreditverträgen) muss eine Nutzungsentschädigung für die mit dem Fahrzeug gefahrenen Kilometer gezahlt werden.

Der Widerruf muss gegenüber der finanzierenden Bank erklärt werden. Es reicht aus, wenn dies in Textform (z.B. per Mail, Fax usw.) geschieht. Die Bank wird den erklärten Widerruf mit hoher Wahrscheinlichkeit als unwirksam zurückweisen und der Widerruf muss dann mit anwaltlicher Unterstützung durchgesetzt werden. Hierbei sind wir – Reitmaier Rechtsanwälte – Ihnen gerne behilflich. Wir haben die Interessen unserer Mandanten schon in hunderten von Fällen erfolgreich durchgesetzt.

Gerne überprüfen wir kostenlos Ihre Finanzierungsunterlagen hinsichtlich etwaiger Fehler in der Widerrufsinformation und teilen Ihnen mit, ob Sie den „Widerrufsjoker“ ziehen können.

Die Experten von Reitmaier Rechtsanwälte beraten und vertreten auf dem Fachgebiet des Bank- und Kapitalmarktrechts, Strafrechts/Compliance, Wirtschafts- und Arbeitsrechts sowie Veranstaltungsrechts. Ein Team von sechs Anwälten berät Unternehmen sowie Privatpersonen zu rechtlichen Belangen.

Ich packe meinen Rucksack für 25 Jahre

Über das Gespräch mit einem obdachlosen Menschen – und unseren Zeitgeist

 

In der Hektik der heutigen Zeit zieht vieles an uns vorbei.
Wir haben verlernt, Werte zu schätzen. Wir werden oberflächlicher, sehen vieles als selbstverständlich. Wir wollen immer mehr. Erfolgreich sein. Das Bestmögliche erreichen. Denn das, was wir besitzen, und das, was wir sind, reicht noch nicht aus. Wir machen uns Sorgen, das Beste nie erreichen zu können. Etwas zu verpassen. Dem Standard der Masse nicht standhalten zu können. Für jeden von uns ist es selbstverständlich, nach der Schule oder der Arbeit nach Hause zu fahren, sich auf zu Hause zu freuen. Es ist selbstverständlich, noch einen kurzen Abstecher in den Supermarkt zu machen, wenn der Kühlschrank leer ist. Es ist selbstverständlich, sich nach einer warmen Dusche in sein eigenes Bett legen zu können. Manchen Menschen sind jedoch all diese Selbstverständlichkeiten abhanden- gekommen. Menschen, die von uns oft ignoriert und herabgestuft werden, weil sie nicht mehr mit den gleichen Standards leben können, wie wir. Ich selbst bin an diesen obdachlosen Menschen mit schnellen Schritten vorbei-gelaufen, habe sie ignoriert. Damit ich nichts mit ihrem Leid zu tun haben muss. Eines Tages entschloss ich mich dann aber im Rahmen eines Projekts, nach draußen zu gehen und mich auf die Suche zu machen. Auf die Suche nach einem obdachlosen Menschen – und ein kleines bisschen mutig zu sein.

So lief ich an einem regnerischen Tag im November durch die Innenstadt, um Ausschau zu halten. Ich sprach eine Person an, die mit viel Gepäck und Plastiktüten unter einem Vordach saß, um sich vor dem Wetter zu schützen. Es war mir unangenehm, einen am Boden sitzenden Menschen darum zu bitten, mir seine offensichtlich kritische Lage genauer zu erklären. Ich gab ihm die Hand, stellte mich vor und erzählte ihm von meinem Projekt. Er wirkte überraschend auf- geschlossen und begann, meine Fragen zu beantworten. Die Anspannung war anfangs beiderseits zu spüren, doch im Laufe des Gesprächs lockerte sich die Situation immer weiter auf. Auch er versuchte, nicht nur auf meine Fragen zu antworten, sondern ein Gespräch aufzubauen.

So teilte er mir viele zusammenhanglose Bruchstücke aus seinem Leben mit. Details von Erlebnissen, Details die mich schockierten. Er ist ungefähr 50 Jahre alt. Lebt seit 25 Jahren auf der Straße. Muss jeden Tag um Hilfe betteln. „Es ist bald Weihnachten. Die Leute wollen ihr Gewissen reinigen.“ Er erklärte mir, dass er deswegen im Winter immer ein paar mehr Münzen bekommt als im Sommer.  Jeden Tag muss er sich um einen neuen Schlafplatz kümmern. „In den kalten Nächten ist es gefährlich.“ Wenn er seinen Schlafsack nicht komplett verschließt, läuft er Gefahr, im Schlaf zu erfrieren, den Reißverschluss am nächsten Morgen nicht mehr aufmachen zu können. Seit 25 Jahren kann er sich nicht mehr nach einer warmen Dusche in sein eigenes Bett legen. Höchstens nach einem kalten Regen in seinen klammen Schlafsack. Seit 25 Jahren kann er keinen Kühlschrank mehr füllen. Seinen Magen wahrscheinlich auch nur selten. Ab und an geht er in die Wärmestube, dort kann er sich und seine Klamotten waschen und bekommt eine kleine Mahlzeit. Wenn er großen Hunger hat, geht er zum McDonald’s, das McMenü dort sei sehr gut. Er erklärte mir sogar gleich, wie ich dort hinkäme. Je länger das Gespräch dauerte, desto offener erzählte er mir über das Leben auf der Straße, über seine Ängste, seinen Tagesablauf und viele seiner Schicksalsschläge. Erst nach dem Gespräch konnte ich die Details und Satzfetzen zusammenfügen und verstand, was er mir sagen wollte. Er erzählte mir Dinge über sich, die er nicht einmal anderen obdachlosen Menschen preisgibt. „Wir reden normalerweise nicht über solche Sachen.“ Nach dem Gespräch war ich geschockt, traurig, überrascht – und hatte einige neue Erkenntnisse gewonnen.

Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob wirklich alles wahr ist, was er mir erzählt hat. Worüber ich mir jedoch sicher bin, ist, dass er jeden Tag aufs Neue auf eine ignorante, unfreundliche Masse von Menschen trifft. Eine Masse, die verlernt hat, etwas wertzuschätzen; die zu viele Dinge als selbstverständlich entgegennimmt. Für die sich die Welt immer schneller drehen soll. Wir selbst sind Teil dieser Masse. Doch was passiert, wenn wir anfangen, unseren gesamten Besitz, unser Leben wieder mehr zu schätzen? Wenn wir versuchen, langsamer zu leben, mehr zu respektieren und dankbar zu sein? Achtsamer und mit offenen Augen durch unser Leben zu gehen?

Wir alle gehören auf eine bestimmte Art und Weise zusammen. Auch wenn wir uns fremd erscheinen, auch wenn wir uns nicht mit allen Menschen identifizieren können. Scheinbar unantastbare Welten sind oft nur durch ein paar Worte getrennt. Jeder von uns ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Doch können wir uns gegenseitig helfen und den Menschen die Hand reichen, die durch einen Schicksalsschlag am Boden liegen. Manchmal genügen dafür auch einfach ein paar Worte …       

    Text & Fotos: Hannah Küspert

Brief in die Zukunft

Lieber Prof. Dr. B.A. M.A. LMAA. Anakin Talbott-Muriel,

wenn Sie diesen Brief lesen, bin ich schon mindestens 2.000 Jahre tot. Deshalb möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mich vorab bei Ihnen in aller gebührenden Form zu entschuldigen. Denn als Archäologie-Koryphäe im Jahr 4019 haben Sie wahrlich nichts zu lachen. Während Generationen von Altertumsforschern vor Ihnen das große Glück genossen, eindrucksvolle Bauwerke, meisterhafte Kultstätten, wunderschöne Kunstgegenstände und ab und zu wenigstens einen römischen Puff oder spätmittelalterlichen Donnerbalken ausgraben zu dürfen, hat meine Generation Ihnen und Ihren Forscher-Kollegen doch ein äußerst zweifelhaftes Erbe hinterlassen.

Wie unfassbar dröge muss es für Sie sein, sich in wochen- und monatelanger Arbeit durch Erde, Staub und natürlich jede Menge Plastik zu graben, um schließlich auf die kümmerlichen Überreste eines 40.000 Quadratmeter großen real-Supermarktes in Ostwestfalen-Lippe zu stoßen! Welche wissenschaftlichen Schlüsse Sie dabei aus dem Nebeneinander von Stereoanlagen, Dosen-Streichwurst und Duft-Weichspüler ziehen mögen – ich mag gar nicht daran denken.

Kaum mehr Freude werden Sie bei der archäologischen Erschließung diverser nahe Würzburg gelegener Neubaugebiete haben. Lassen Sie sich von den Dachformen vieler Privathäuser nicht in die Irre führen: Sie müssen wissen, es gab eine Zeit, in der man glaubte, durch das Aufsetzen eines sogenanntes Toskana-Daches italienisches Flair und mediterrane Unbekümmertheit ins finstre Germanien importieren zu können. Doch spätestens, wenn am Samstagnachmittag die Straße vor der gepflasterten Einfahrt nicht gekehrt war und der BMW X3 2.0 xdrive in Gletscherweiß-Metallic mit individualisiertem Sportpaket nicht blitzeblank poliert vor dem anthrazitfarbenen Sektionalgaragentor stand, konnte es spontan zu schweren Ausschreitungen und Unruhen unter der ansässigen Bevölkerung kommen.

Es wird wohl einer dieser Krisenherde gewesen sein, der letztendlich den Untergang Europas heraufbeschwor. Oder es wurde den Menschen in ihren weißen, blutleeren Smart-Homes und vollautomatisierten Logistikhallen einfach so unfassbar langweilig, dass sie für immer eingeschlafen sind. Aber das werden Sie dann ja alles herausfinden. Wie gut, dass ich es nicht mehr erleben muss.

Herzliche Grüße aus dem ausklingenden Ölzeitalter

Ihr längst verstorbener lieber Nachbar aus dem Jahr 2019