ARBEIT & VERGNÜGEN, GESELLSCHAFT, NACHBARN, NEWS, SEHEN-HÖREN-FÜHLEN

CANNABISSLE SPASS VERTRAGEN?

DER SMAUL-RÜCKBLICK

ERSTAUNLICHE POLITIKER-PROMO FÜR DIE CANNABIS-LEGALISIERUNG IN WÜRZBURG
Wie, Ihr habt es nicht bemerkt? Überall diskutieren die Menschen in Deutschland über eine Legalisierung von Cannabis. Und Ihr wart zu fertig vom Lernen oder seid nach der Arbeit zu müde, um in Würzburg unterwegs zu sein? Politiker und andere seriöse Typen in unserem krachkonservativen Städtchen haben sich komischerweise in den letzten Monaten schier überschlagen vor Begeisterung. Die SMAUL fasst die Bewegung in Würzburg für Euch kurz zusammen, nachdem sich in der letzten Ausgabe von Liebe Nachbarn bereits der Würzburger Strafrechtsanwalt Peter Möckesch zum Thema geäußert hat. Nach Kreuzberg, Bremen, Düsseldorf und vielen anderen sind auch in Würzburg Würdenträger aller Art auf den Weed Train aufgesprungen.

SMAUL ERMITTELTE: WÜRZBURG ERLEBEN IST SCHULD
Das Online-Portal Würzburg erleben machte den Anfang. Die SMAUL setzte ihren investigativsten und bestaussehendsten Reporter, Jokel Weiszman, auf die lokale News-Redaktion an. Watt soll man sajen? Die weiblichen Praktikanten zwitscherten wie liebreizende Vögelchen. Die männlichen Mitarbeiter fielen wie die Steine beim Domino. Was war passiert? Die Chefs von Würzburg erleben, Dr. Leonard Landois und Christian Papay (ob das nur Decknamen sind, ermittelt die SMAUL derzeit), hatten ganz Würzburg verarscht. Für Promozwecke in der Innenstadt hatten sich die beiden 2014 als Füchse verkleidet. Dabei kifften sie sich vorher mit einer Wasserpfeife in Schwarz-Rot-Gold förmlich ins Nirwana. Die anwesenden Familien liebten die lustigen Füchse. Und das, obwohl Leo und Chris die für Kinder gedachten Süßigkeiten bei der 3×3-Marketingaktion der Kickers in immensen Fressflashs selbst wegspachtelten. Der hemmungslose Cannabiskonsum der beiden Chefredakteure, die nach außen hin auf seriöse Unternehmer machen, fiel nicht auf: Die Füchse wurden natürlich nie von der Polizei kontrolliert – und unter ihren Kostümen konnte keiner die roten Schweinsäuglein sehen!

KILIANI KIFF-FAKTOR: DAS DAMPFZELT DELUXE
Bis zum 19.7.2015 nahmen 790.000 Besucher am bekannten Volksfest Kiliani an der Talavera in Würzburg teil. Außer dem jedes Mal vorhandenen rot-weißen Standard-Bierzelt mit Bühne und Kletterbaum wurde als Legalisierungs-Modellprojekt auch das Dampfzelt deluxe eröffnet (ab 18 Jahren). Ob Leo und Chris von Würzburg erleben dem 2. Bürgermeister von Würzburg, dem gutkatholischen CSU-Granden Dr. Adolf Bauer, Hasch in seine Häckerbrotzeit gemischt haben, steht noch nicht fest. Aber die staunenden Kiliani-Besucher sahen, wie er bei der Eröffnung in einem gebatikten, knallbunten Ballon mit Riesenhanfblatt auftauchte. Sein traditionell fröhliches Gesicht schmückte dabei ein schier meilenweites Grinsen, in der Hand schwenkte er einen fetten Blunt, gern mit Silvanergeschmack.

EIN MALHEUR DES VIZEBÜRGERMEISTERS
Enorm bekifft berührt Bauer schließlich mit dem brennenden Rauchwerk die Außenhülle. Ein Loch entsteht und der erschrockene Adi braust brüllend mit dem bunten Ballon über der Talavera hin und her. Sprachlos bleibt der sonst so wortgewandte Politiker im Anschluss an seinen Höllenflug wie ein Käfer auf dem Rücken liegen, nachdem er durch alle drei Stockwerke des Laufgeschäfts Freddy’s Circus bis ins Erdgeschoss durchgebrochen ist. Neugierige Kinder stupsen ihn dort an, stehlen ihm schließlich seine Hanfblattkrawatte. Doch all das tut dem Dampfzelt deluxe auf Kiliani keinen Abbruch. Es sieht aus wie ein Indianer-Wigwam. Volljährige mit Skaterschuhen kaufen statt Henderln Hasch, Bierdimpfel aus der Zellerau statt Weizen Weed – und alle geben sich statt Hiebe Liebe. Das Dampfzelt deluxe brachte Würzburg näher an Woodstock, das Stadtfest (siehe unten) war die Vollendung dieser überzeugenden Legalisierungsarbeit der Würzburger Lokalpolitik.

HITZE UND HASCH: DER HAFENSOMMER 2015
Während Kiliani noch von den ungeschickten Anfängen der Legalisierungskampagne lokaler Politiker geprägt war, konnten die Besucher des Hafensommers 2015 den überhaupt nicht mehr milden, penetrant-süßlichen Hauch der 68er erschnuppern. Einen guten Teil trug Ex-Oberbürgermeister Georg „Ringo“ Rosenthal dazu bei. Fassungsloses Wispern des Publikums am Main-
ufer wich bald begeistertem Gejohle, als zunächst ein kleines gelbes U-Boot aus den Fluten auftauchte. Dann erschien Alt-OB Rosenthal, der sich eine Pilzfrisur nach Fasson der Beatles hatte wachsen lassen, am Ausstieg. Es qualmte aus der Luke. Von wegen der Kerl hat in München zu tun! Deshalb hat ihn seit Monaten keiner mehr in Würzburg gesehen. Der gute Schorschi war so obszön zugekifft, dass er gerade noch wie die Queen der Menge winken konnte. Er strauchelte fast, gelangte aber auf die Bühne.

SCHUCHARDT (CDU) UND ROSENTHAL (SPD) – ZWEI OBS IN HIPPIE-HARMONIE
Dort erschien sodann auch unser aktueller OB, Christian Schuchardt. Ringo Rosenthal zog eine regenbogenfarbene Bong hervor. Die beiden senkten die Köpfe, hoben die Daumen – und gönnten sich unter dem Gegröle der Audienz einen tiefen Zug des weißen Dunsts. Mit Gitarren und Mikrofonen, die ihnen von willfährigen Parteichargen gereicht wurden, boten die beiden dann dreckigen Reggae vom Feinsten. Für das musikbegeisterte Publikum ein einziger Leckerbissen – wie ein riesiger Haschkeks mit Schokoglasur. Der unbestrittene Höhepunkt folgte schließlich in Form des Cover von Bob Marley’s weltbekanntem Song „No Woman, No Cry“. Die beiden süperb vollgedröhnten Top-Politiker zogen den widerstrebenden, grundseriösen Stadtrat Willi Dürrnagel auf die Bühne, hielten ihm die Regenbogenbong ins Gesicht und schmetterten das Lied mit dem Refrain: „Hopp Willi, zünd‘ nei“. Nachdem Rosenthal und Schuchardt begonnen hatten, selbst gebackene Haschkekse ins Publikum zu schmeißen, drängte sie der bereits als nächster Act wartende und empörte Helge Schneider von der Bühne. „Hömma, Ihr seid woll bekloppt geworden oder watt?“, ruft er erzürnt aus – und spielt sofort das Mörchen-Lied, eine eindringliche Warnung vor ausufernde Marihuana-Konsum.

EINE WEINPARADE VOLLER WEED – WOODSTOCK-REVIVAL BEIM STADTFEST
Doch Christian Schuchardt geht bei der nächsten großen Veranstaltung in Würzburg aufs Ganze. Der haschende Hesse hält vor der Weinparade eine Pressekonferenz. Mit Sonnenbrille und unter dauerndem Kichern ordnet er an, dass als Schmuck vieler Stände auf dem Marktplatz statt Weinreben ab sofort ausschließlich klischeemäßige Plastikhanfblätter zur Zierde benutzt werden dürfen. Darüber hinaus will er per Verfügung bestimmte örtliche Winzer zwingen, Weed statt Wein anzubauen. Die Weinparade findet danach mit leicht verstörten Besuchern statt. Rentner weigern sich vielfach, den geruchsintensiven – um nicht zu sagen frappant stinkenden – Hanfwein zu sich zu nehmen.
Als letzte Veranstaltung untersuchte die SMAUL das Stadtfest im September. Wie angekündigt gingen in der gesamten Innenstadt mehr als 200 Stunden Live-Musik und Showprogramm über die Bühnen. Inzwischen sind die Würzburger von der Legalisierungsbegeisterung erfasst. Der ganze Sound, die ganze Erscheinung ist ein Woodstock-Revival sondersgleichen. Batikhemden, Afros, Stirnbänder, Schlaghosen und süßlicher Qualm überall. Gegen ein entsprechendes Entgelt kann man von der SMAUL eklige Fotos mit freier Liebe unter enthemmten, nackten Stadtfest-Besuchern erhalten. Ansonsten herrscht in der ganzen Stadt, die sonst mit nörgligen Rentnern und übereifrigen Vereinsmeiern vollgestopft ist, eine fast schon abstoßende Harmonie.

FITZE-FATZE-FAZIT
Letztere Harmonie ist schon mal ein Argument für die Legalisierung. Statt Schlägereien und sonstigen Straftaten chillen die Personen und schlafen einfach ein. Dies kann allerdings bei überhöhtem Konsum zu Antriebslosigkeit führen. Der schlafende Beweis sind die Stadträte, die eigentlich Modell-Coffeeshops in der Stadt genehmigen wollten. Sie liegen aber seit Tagen in der Residenz in den erzbischöflichen Schlafgemächern eingeschlossen, wo sie sich von Konsumproben auf den Damastbetten ausruhen. Die SMAUL sagt „Legalize it“, auch wenn dadurch unser wichtigstes Standbein, der Drogenverkauf, bald wegbrechen wird. Mit den Steuereinnahmen auf Shops könnte die Stadt das vorhandene Rokoko-Gelump renovieren und leicht die 26 Millionen Euro für den Schimmelpalast MOZ aufbringen.
SMAUL – SATIRE FÜR WÜRZBURG UND DIE WELT
Seit 2004 besteht das kleinste Satiremagazin der Welt. Zunächst in gedruckter Form erschienen, nimmt es heute auf mehreren Seiten online das aktuelle Geschehen in Würzburg und der Welt aufs Korn. Mehr von der SMAUL und über die Charaktere der Redaktion findet Ihr auf zwei Seiten im Internet:
Wuerzburgerleben.de/tag/smaul

Jeden Mittwoch gibt’s außerdem Neues unter
Wuerzburcher.de/smaul/

Teilt, liket, kommentiert oder kritisiert
konstruktiv, was das Zeug hält. Wir freuen uns
auf Euch. Ein Küsschen aus der Leder- beziehungsweise Rothose

Euer FRANK FREI (Chefredakteur der SMAUL)
Fotos: Pascal Höfig