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Mehr Akzeptanz | weniger Vorurteile | 100% Fashion

Sie fällt auf – zwischen all jenen, die in der Schlange an der Eisdiele stehen und all denen, die sich durch die Menschenmenge quetschen, um einen Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke zu genieSSen. Trotz verhüllter Haare und weit geschnittener Kleidungsstücke nimmt man sie im Gewusel der Würzburger Innenstadt sofort wahr.

Man muss sogar ein zweites Mal hinsehen und kann den Blick nicht so schnell abwenden. Sie sieht richtig gut aus. Super trendy, perfekt geschminkt, alle Accessoires aufeinander abgestimmt. Kurzum: Dass Aya Ahnung von Mode hat, kann man nicht bezweifeln. Ihr Look verrät schon auf den ersten Blick viel über ihr Gespür für Mode – lässt gleichzeitig aber auch einige Fragen offen: Trägt sie das Kopftuch als Fashion-Detail? Wie kommt ihr Style bei anderen an? Wie schafft sie es, trotz verdeckter Haare so gestylt zu wirken? Und woher hat sie dieses Fashion-Know-how?

LIEBE NACHBARN kannte die Fashionista bislang nur über ihren Instagram-Account (@ayabarqawi) – bis wir sie zum Interview trafen. Aya Barqawi ist 21 Jahre alt, kommt ursprünglich aus Palästina und lebt eigentlich in Jordanien. Nach Würzburg hat sie ihr Design & Visual Communication Studium verschlagen. „Ich wollte ein Auslandsjahr machen, um meine Design-Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Ich fand, dass die FHWS gute Design-Kurse anbietet und habe mich deshalb für Würzburg entschieden”, verrät Aya LIEBE NACHBARN. Aktuell absolviert sie ein Praktikum in Berlin bei Kauf dich glücklich – und kommt damit ihrem Traum, Designerin zu werden, Schritt für Schritt näher.

Mode war schon immer ein wichtiger Teil in Ayas Leben: „Meine Mutter hat mich inspiriert”, erinnert sie sich. Diese stellte oft eigene Kleidungsstücke her. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Aya schon in jungen Jahren damit begann, Kleidung für ihre Puppen zu nähen. „Mittlerweile bedeutet Mode für mich nicht mehr nur Kleidung und Accessoires. Mode ist vielmehr eine Art, sich auszudrücken.” Das nutzt auch Aya – und findet in ihrem Style eine Balance zwischen Vintage-Teilen und aktuellen Trends. „Ich mag es, wenn meine Outfits vintage wirken. Deshalb suche ich erst ein paar klassische Teile aus und komplettiere meinen Look dann mit neumodischen Akzenten. Als Designerin teste ich außerdem gerne verschiedene Farbkombinationen und Kompositionen.“

Und das Kopftuch? Es gehört zu Aya; man könnte sogar sagen, es macht ihren Style besonders. Für viele würde dieses Detail vielleicht gar eine Hürde darstellen, für Aya hingegen ist es ein fester Bestandteil des Alltagslooks. „Mit 14 habe ich mich dazu entschieden, Kopftuch zu tragen”. Seitdem bekommen nur ihre weiblichen Freunde und ihre Familie Ayas Haare zu sehen. „Das Kopftuch ist ein Teil meines Glaubens. Es ist Zeichen meiner Spiritualität”, erklärt die 21-Jährige. Dass sie es schafft, sich trotz oder sogar dank des Kopftuches extrem modebewusst zu kleiden, beweist sie jeden Tag aufs Neue – auf Instagram. An ihren Fotos sieht man, dass nicht nur Mode, sondern auch Fotografie zu ihren Leidenschaften zählt. Mittlerweile begeistert die Design-Studentin über 7.000 Follower und plant in Zukunft einen professionellen Blog zu starten. So cool sich das alles auch anhört, nicht alle sind von ihrem Style begeistert. Täglich muss sich Aya negativen Kommentaren und viel Kritik stellen. „Es wird immer Menschen geben, die einen runterziehen möchten. Das darf man einfach nicht zulassen”, meint sie – und wünscht sich gleichzeitig mehr Akzeptanz und weniger Vorurteile. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch jede Menge muslimische Mädchen und Frauen, die sich von Aya inspirieren lassen – und ihre Outfi ts lieben. Da bleibt nur zu sagen: Modeblogger gibt es heutzutage wieSand am Meer, Aya ist jedoch garantiert nicht die typische Modebloggerin von nebenan. Das steht fest!

Text: Meliz Kaya; Fotos: Pascal Höfig