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Musical-Fieber

Der große Traum vom Musical. Das dachten sich auch Burcu und Terry – zwei leidenschaftliche Tänzer aus Kitzingen – und machten sich deshalb auf den Weg nach Norwegen in die Stadt Stavanger. Innerhalb kürzester Zeit wurde geplant, gepackt und dann aufgebrochen. Obwohl beide auf dem tänzerischen Gebiet schon sehr viele Erfahrungen gesammelt hatten und auch in einer Würzburger Tanzschule unterrichten, war ein Musical bisher Neuland für die beiden. In dem kalten Land mit wenig Sonnenlicht entstand schließlich in kürzester Zeit das Musical „Mysteriet på Stavangeren“.

Ihr beide habt bei einem Musical in Norwegen mitgewirkt. Wie kam es dazu? Burcu: Ich habe Valentina Reyes, die Initiatorin des Musicals, letztes Jahr im Januar in Frankfurt bei ihrem Workshop kennengelernt. Wir sind direkt sehr gut miteinander klargekommen. Auf einer Grillparty einer Freundin, auf der wir beide eingeladen waren, erzählte sie mir dann von ihrer Idee. Daraufhin kam dann auch die Anfrage ihrerseits.

Terry: Die Produzentin habe ich durch Burcu kennengelernt. Wir verstanden uns gut und sie erzählte uns von ihrer Idee. Nach ein paar Monaten schrieb sie mich an und fragte, ob ich Interesse hätte, ihr dabei zu helfen, ihren Traum zu verwirklichen – und so wurde auch ich Teil des Musicals.

Wie kann man sich das Musical vorstellen? Burcu: Bei dem Musical handelt es sich eigentlich um eine Kabarett-Show. Das Stück wird hauptsächlich von Tanz dominiert, aber natürlich wird auch ein bisschen geschauspielert. Prinzipiell geht es darum, dass der Besitzer eines Burlesque-Theaters während einer abendlichen Show auf der Bühne ermordet wird. Das ganze passiert bei einem Zaubertrick, „Bullet Catch“ genannt. Die Story wird dann zwei Tage zurückgedreht, um die Geschehnisse vor dem Mord zu beleuchten und den Täter zu identifizieren.

Terry: Wir Tänzer versuchen dabei durch die Choreographie in Kombination mit der Musikauswahl eine gewisse Atmosphäre zu schaffen und die jeweilige Situation für das Publikum greifbar zu machen.

Wie lang tanzt ihr beide schon? Wie bildet ihr euch weiter? Und wie haltet ihr euch fit? Burcu: Ich tanze seit meinem 14. Lebensjahr – inzwischen also circa zehn Jahre. Um mich weiterzuentwickeln, gehe ich oft auf Workshops und trainiere viel für mich.

Terry: Ich tanze auch seit etwa 10 Jahren und bilde mich durch Workshops internationaler Choreographen weiter. Nebenbei betreibe ich noch ein bisschen anderen Sport.

Wie lange wart ihr in Norwegen? Burcu: Wir waren zweimal in Norwegen. Im Februar waren wir einen ganzen Monat dort und jetzt im November circa zwei Wochen.

Wie habt ihr es mit dem Geld geregelt – oder habt ihr dort etwas verdient? Terry: Der Flug wurde bezahlt. Untergekommen sind wir bei den ansässigen Tänzern – und was zusätzlich noch an Gage herausspringt, hängt vom Ticketverkauf ab.

Wie lang habt ihr für das Musical geprobt? Burcu: Bei unserem ersten Besuch im Februar haben wir die Choreographien und Aufstellungen innerhalb einer Woche gelernt. Kurzum: Unser Stundenplan war sehr straff. Zwölf Stunden Training pro Tag waren angesagt. Die zweite Woche haben wir dann auf der Bühne trainiert und hatten Schauspielunterricht. Dann ging es schon los: Wir traten das allererste Mal mit der Show vor Publikum auf. Im November haben wir eine Woche noch einmal die Show geprobt und sind dann mit dem Musical durch Norwegen getourt.

Könntet ihr euch vorstellen, das beruflich zu machen – als Musicaldarsteller, Backgroundtänzer – oder generell in der Tänzerszene zu arbeiten? Burcu: Ja, das wäre wohl mein Traum!

Terry: Ja, aber nicht hauptberuflich. Der Job als Tänzer ist heutzutage immer noch nicht so angesehen wie beispielsweise das Singen – obwohl beides mit Musik und Kunst zu tun hat. Daher ist die Bezahlung auch nicht ausreichend, um gut leben zu können. Aber als Nebenstandbein reicht es auf jeden Fall, wenn man Talent hat und etwas daraus macht!

Was waren die schönsten Momente während eurer Zeit in Norwegen? Burcu: Die Zeit in der Gruppe – bei den einzelnen Trainingseinheiten und dann noch bei der Show auf der Bühne. Das war schon sehr toll! Wir waren zwar immer alle fix und fertig, aber wir waren es alle zusammen – und das hat jeden von uns gestärkt.

Terry: Das Reisen zu den unterschiedlichsten Orten und die Trainingseinheiten und natürlich die einzelnen Performances – also eigentlich alles!

Habt ihr dort drüben etwas vermisst oder hattet ihr Heimweh? Burcu: Nein, um etwas zu vermissen, gab es nicht wirklich Zeit.

Terry: Klar. Man vermisst sein vertrautes Umfeld. Aber Norwegen konnte mir so einiges bieten – die wunderschöne Natur, die vielen Flüsse und Seen, die klare, unversmogte Luft sowie die freundlichen, hilfsbereiten Menschen.

Was kann Würzburg von Norwegen lernen?  Burcu: Norwegen ist bisher das ruhigste Land, in dem ich je war. Jeder lacht, keiner ist gestresst. In der Luft liegt eine spürbar positive Energie, die jeden ansteckt. Einziges Manko: Norwegen ist sehr teuer!

Terry: Ich bin der Meinung, nicht nur Würzburg kann von Norwegen lernen, sondern ganz Deutschland. Wir sollten uns selbst nicht zu arg stressen. In Norwegen haben sicherlich auch viele einen anstrengenden Job, trotzdem strahlt dort jeder eine gewisse Gelassenheit und Zufriedenheit aus – und das, obwohl Norwegen ein Land mit wenig Tageslicht ist.

Wenn ihr noch einmal die Wahl hättet, würdet ihr wieder bei dem Musical mitmachen? Burcu: Ja! Immer!

Terry: Sofort! Das Team hat unbeschreiblich gut harmoniert, wodurch wir sehr gut miteinander arbeiten konnten – trotz unterschiedlicher Herkunft. Außerdem ist Norwegen Balsam für die Seele!

Seid ihr sonst bisher viel in der Welt herumgekommen? Burcu: Ich bin Türkin, weshalb ich natürlich oft in der Türkei bin. Sonst war ich noch in Rom, Österreich und in der Schweiz.

Terry: Ich reise grundsätzlich gerne und suche mir gerne Orte und Länder in der Welt aus, die mich interessieren. Dabei versuche ich dann das Land und die Kultur besser kennenzulernen. Bisher war ich in Australien, in vielen Ländern Europas, in Skandinavien und in Teilen Amerikas.

Hattet ihr auch schon andere Jobs in der Tänzerszene? Burcu: Ich habe schon in ein paar Musikvideos mitgewirkt und im Fernsehen – beispielsweise bei Popstars oder für den BR – getanzt. Sonst werde ich für Workshops gebucht.

Terry: Einige als Backgroundtänzer – unter anderem bei Germanys next Topmodel, Popstars oder der Comet-Verleihung.

Was macht ihr, wenn ihr nicht tanzt? Burcu: Trotzdem tanzen. Nebenbei studiere ich Wirtschaftswissenschaften.

Terry: Ich studiere Psychologie an der Uni Ulm und musste deshalb leider aus Würzburg wegziehen.

Text: Matthias Fries; Foto: Vu Vo Phong (Bild in der Maske)

Rune Bergan (restliche Bilder)