ARBEIT & VERGNÜGEN, GESELLSCHAFT

OUT OF OFFICE

Zwei Würzburger, 14 Jahre Weltreise und jede Menge Abenteuer: Steffi Oeffner und Nick Martin reisen als Digitale Nomaden rund um den Globus. Sprich, sie arbeiten in der Regel  dort, wo andere Urlaub machen. Liebe Nachbarn haben die beiden mehr erzählt – über ihren Alltag, ihre Erfahrungen und zukunftspläne. 

Liebe Steffi, lieber Nick, wo steckt ihr denn gerade? Wir sind gerade auf Langkawi in Malaysia. Die Insel liegt westlich der Ländergrenze zwischen Thailand und Malaysia. 

Ihr lebt und arbeitet heute ja als Digitale Nomaden. Wie wird man sowas? Gute Frage! Geplant war das nicht, wir sind da eher so hineingeschlittert. Nach über sieben Jahren auf Weltreise hat man andere Prioritäten und Zukunftsvorstellungen. Reisen mit Arbeit verbinden sowie online und ortsunabhängig Geld zu verdienen passt aktuell sehr gut zu unserer Wanderlust. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Neben dem klischeehaften Bild, „mit dem Laptop am Strand zu liegen“, gehört viel Disziplin, Kreativität, Wille, Schweiß und Arbeitseinsatz dazu. Anstatt von 9 bis 17 Uhr zu arbeiten und sich danach gemütlich auf ein Bierchen mit Freunden im Loma zu treffen, haben wir oft Tage, an denen wir 16 Stunden arbeiten. Natürlich gibt es dann auch Tage, an welchen wir einfach mit einem Roller das Land erkunden, uns mit Freunden treffen und uns durch die kulinarische Vielfalt der verschiedenen Regionen schnabulieren.  

Jetzt arbeitet ihr ja gerade an einem neuen Projekt – verratet ihr uns etwas mehr darüber? Wir arbeiten aktuell an unserer Plattform für zukünftige Langzeitreisende: die Travel University, eine interaktive Website für die Planung von Weltreisen. Wir haben zusammen über 14 Jahre Reiseerfahrung und bekommen sehr viele Fragen von Menschen, die sich auch gerne ihren Traum einer Langzeitreise erfüllen wollen. Durch unsere Show „6 Jahre Weltreisen – die geilste Lücke im Lebenslauf“ haben wir sehr viel Feedback bekommen und erkannt, dass es viel Informationsbedarf dafür gibt. Wir fänden es sehr egoistisch, unsere langjährigen Erfahrungen, Tipps und Tricks, gemachten Fehler und gelernten Lektionen anderen Menschen nicht zur Verfügung zu stellen. Deshalb arbeiten wir gerade mit Hochdruck an der Travel Uni. Geplant ist das Projekt für Anfang Mai. Mal sehen, welche Strände, Hängematten und schlechten Internetverbindungen den Launch verzögern. 

Beamen wir uns ein paar Jahre zurück. Was hat euch denn damals bewegt, eure Jobs zu kündigen und loszuziehen – und würdet ihr es wieder tun? Nick: Mein Startpunkt war eine Reise nach Neuseeland 2009. Dort habe ich für drei Wochen erfahren dürfen, was es heißt, mit Backpack in die Welt zu ziehen und jeden Tag neue Abenteuer zu erleben, Freundschaften mit Menschen von nah und fern zu schließen und entspannt im „Hier und Jetzt“ zu leben. Durch diesen Urlaub habe ich für mich erkannt, dass es noch so viel mehr gibt, als den Bürohengst zu spielen und materiellen Dingen nachzueifern. Es folgte der Plan einer einjährigen Weltreise, eine Pause von meinem Job. Tja … sieben Jahre später sitze ich gerade hier mit meiner Freundin auf der Insel in Langkawi und freue mich auf mein Surfabenteuer mit meinen besten Freunden auf Bali in zwei Wochen. Es ist wohl doch etwas anders gekommen als am Anfang geplant. Ob ich es wieder tun würde? Definitiv!

Steffi: Bei mir fing alles Anfang 2010 mit einem dreiwöchigen Urlaub in Thailand an. Dort hatte ich das erste Mal Kontakt mit anderen Backpackern und Langzeitreisenden. Es hat sich eine komplett neue und andere Welt für mich geöffnet, indem ich über den Tellerrand hinaus geschaut habe. Ich habe gemerkt, dass es noch so viel mehr gibt als meinen Job als Zahnmedizinische Fachangestellte, welchen ich für bereits zehn Jahre ausübte. Innerhalb von ein paar Monaten habe ich meinen Job gekündigt, meine Wohnung aufgegeben und bin für ein Jahr nach Bali, Australien und Neuseeland gereist. Schon vor meiner Rückkehr in die Heimat nach einem Jahr war mir bewusst, dass ich nicht lange in Deutschland bleiben werde, ein paar Monate später ging meine Reise schon weiter. Seit 2012 sind Nick und ich gemeinsam unterwegs. Ich kann meine „Wanderlust“ einfach nicht mehr stoppen – bis heute!

Wie habt ihr denn damals eure Reise finanziert? Nick: Vor meiner Reise habe ich damals extrem an meinen Ausgaben geschraubt und und zusätzlich noch einen Nebenjob im Café Schönborn gehabt. Irgendwann hatte ich genügend Geld für meine geplante einjährige Reise zusammengespart und bin mit einem One-Way-Ticket Richtung Mexiko losgezogen. 

Steffi: Ich hatte damals zum Glück zufällig einen Bausparer voll gespart, den ich mir ausbezahlen lassen konnte. Unterwegs haben wir unsere Reisekasse durch diverse Jobs in Australien und Neuseeland aufgebessert. Dort hat jeder mit deutschem Reisepass unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit auf ein sogenanntes Work & Travel Visum, mit dem man offiziell in einigen Ländern für ein Jahr arbeiten und reisen kann.

Und wie haben eure Familien damals reagiert, als ihr das typisch deutsche Arbeitsleben hinter euch gelassen habt – und was sagen sie heute zu eurem Leben? Damals waren die natürlich erstmal geschockt. Sie konnten es sich nicht wirklich vorstellen, wie man für eine so lange Zeit reisen kann und möchte. Es kamen noch mütterliche Ängste dazu und allgemeine  Bedenken bezüglich Altersvorsorge und Co. Mittlerweile haben sich unsere Familien damit angefreundet, dass wir eine extrem ausgeprägte Wanderlust-DNA haben. Zwischendurch sind wir immer mal in der Heimat, wenn wir dann wieder los reisen, sind unsere Familien nach wie vor trotzdem traurig, weil sie uns gerne in der Nähe hätten. Wir vermissen unsere Eltern, Geschwister und Freunde natürlich auch, allerdings wissen sie, dass wir damit unseren Traum leben und glücklich sind. Zum Glück ist in heutigen Zeiten ein regelmäßiger Kontakt über Whatsapp oder Skype so einfach und absolut kein Problem. 

Was waren die wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse, die ihr auf euren Reisen gemacht habt? Auf Reisen sammeln wir ständig neue Erfahrungen und erleben tolle Abenteuer. Wichtige Erkenntnisse in zwei bis drei Zeilen zu fassen, ist daher relativ schwierig. Generell würden wir sagen, wir haben gelernt, dass das Leben viel zu kurz ist, um seine eigenen Träume und Ziele ewig aufzuschieben. Wenn du auf etwas Bock hast, dann gib ordentlich Gas, um dir diesen Traum auch zu erfüllen. Du bist der Einzige, der für deine Träume verantwortlich ist.  Sonstige Erkenntnisse: Halte dich von geladenen Harpunen auf den Fidschis fern! Auf den Philippinen ist eine Flasche Rum günstiger als eine Flasche Cola! Nach einem Rollerunfall in Thailand ist eine Fahrerflucht von Locals völlig normal! Als Franke (mit dem rollenden R) ist deine spanische Aussprache unwiderstehlich!

Jetzt seid ihr ja auch als Paar unterwegs. Mit Sicherheit nicht immer ganz einfach: Welche Tipps habt ihr für Paare, die zusammen länger auf Reisen gehen? Seid euch bewusst, dass ihr eure Partner auf Reisen richtig kennenlernen werdet, mit allen Ecken und Kanten. Ihr werdet intensiv Zeit miteinander verbringen, meistens 24/7. Ihr werdet vor diverse Entscheidungen gestellt und mit ungeahnten Problemen konfrontiert. Diskussionen und Streit sind völlig normal, wenn man lange Zeit aufeinander hängt. Daher ist es auch wichtig, seinem Partner genügend Freiraum zu lassen. Wir haben beide das Reisen für uns alleine entdeckt, bevor wir uns gekannt haben. Deshalb wissen wir, wie wichtig es für uns ist, manchmal auch noch alleine reisen zu gehen – zum Beispiel geht Nick in ein paar Wochen nach Bali zum Surfen, während Steffi in Uganda ein Hilfsprojekt unterstützt. Danach treffen wir uns irgendwo in Asien wieder, um gemeinsam weiterzureisen.

Was war das Krasseste, das ihr unterwegs erlebt habt? Steffi: Es gibt viele krasse Dinge, die man unterwegs tagtäglich erlebt. Es sind die Menschen, die Begegnungen, die Situationen, andere Kulturen oder aber auch Adrenalinstöße wie Sky Diving in Australien oder Bungee Jumping in Costa Rica. Einem Diebstahl, in dem mir mein kompletter Rucksack auf den Philippinen geklaut wurde, konnte ich leider nicht entkommen.

Ohne diese drei Dinge geht ihr nie auf Reisen …Reisepass, Kreditkarte & das Gefühl der Vorfreude, immer wieder neue Ecken dieser Welt zu entdecken!

Ist „Heimweh“ bei euch ein Thema? Nick: Nicht wirklich. Klar gibt es Momente, an denen man verstärkt an die Familie und Freunde zu Hause denkt. Auf der anderen Seite geht jeder seinen eigenen Lebensweg – und meiner ist aktuell, die Welt zu erkunden. Außerdem ist die Vorfreude auf ein Wiedersehen bekanntlich ja die schönste Freude! 

Steffi: Bei mir ist Heimweh ein bisschen mehr Thema als bei Nick. Ich habe für mich festgestellt, dass ich nach einem Zeitraum von einem Jahr am Stück, in dem ich nicht zu Hause war, verstärkt Heimweh nach meiner Familie und Freunden bekomme. Einfach alle mal wieder sehen und Zeit mit meinen Liebsten verbringen, danach kann die Reise zufrieden wieder weiter gehen. 

Könntet ihr nach euren ganzen Reisen überhaupt noch vorstellen, an einem Ort sesshaft zu werden? Klar! Allerdings liegen unsere Prioritäten gerade woanders. Solange wir nicht irgendwann aufwachen und denken „Okay, jetzt haben wir viel gesehen und wollen irgendwo sesshaft sein!“, werden wir uns dazu auch nicht zwingen. Manch einer kann sich das so vielleicht überhaupt nicht vorstellen … und das ist auch völlig fein so. Jeder kann sich sein eigenes Leben kreieren, um glücklich zu sein.

Last, but not least: Was liebt ihr an Würzburg? Nick: Ganz klar, das Chillen am Main mit Freunden und einem kühlen Bier!

Steffi: Ich finde es immer wieder toll, zurück nach Würzburg zu kommen. Gerade im Sommer ist es ein wunderschönes und gemütliches Städtchen. An Würzburg liebe ich natürlich auch das Grillen und Chillen am Main, die Festivals, das Weindorf mit guten Freunden – und nicht zu vergessen die leckeren Bäckereien.                                 

Interview: Julia Rösch

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