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VON EINHÖRNERN UND REGENBÖGEN

Matthias Back ist im Juni 2015 zum ersten Mal Vater geworden. Wie es ihm als Papa so ergeht, wie viele Fotos seiner Tochter Sophia eigentlich auf sein Handy passen und warum das mit der Gleichberechtigung dann doch schwerer ist als gedacht – darüber hat seine Frau Julia mit ihm gesprochen.

Julia: Hand aufs Herz – ist Elternsein so, wie Du es Dir vorgestellt hast?
Matthias: Eigentlich habe ich es mir sogar etwas schwieriger vorgestellt, auch wenn ich nicht genau sagen kann, wie. Es ist natürlich stressig, aber vor allem für meine Frau Julia. Im Grunde bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass unser Kind den ganzen Tag schläft oder sich selbst beschäftigt. Sophia ist sehr aktiv und braucht viel Zuwendung. Das ist auch gut so! Das Einzige, was mich wirklich überrascht, ist der Faktor Zeit. Die Zeiten, in denen man spontan etwas unternehmen möchte und zehn Minuten später im Auto sitzt, sind definitiv vorbei. Selbst um zum Supermarkt zu fahren brauchen wir nun eine halbe Stunde Vorlauf.

Du wolltest nie Windeln wechseln. Jetzt machst Du es ja doch fast freiwillig. Nun ja … so ganz ernst war das natürlich nicht gemeint. Mir war klar, dass ich mich davor nicht drücken kann. Aber es gehört auch weiterhin nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten. Aber bei Mädels kommen ja sowieso nur Regenbögen und Einhörner heraus – insofern passt das schon!

Kannst Du Dich eigentlich noch daran erinnern, was Du vor der Geburt Deiner Tochter gemacht hast? Nicht wirklich. Sophia ist zwar erst acht Monate alt, aber es fühlt sich schon wie eine Ewigkeit an – im positiven Sinne! Das Leben verändert sich schlagartig und schränkt einen doch ziemlich ein. Ich habe schon das Gefühl, dass man aus der „babylosen“ Zeit mehr hätte herausholen müssen, wie zum Beispiel auf Reisen gehen. Aber ein Kind heißt ja zum Glück nicht, dass wir das in Zukunft nicht noch machen können. Ab jetzt dann halt einfach zu dritt.

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Du bist erst mit 38 Jahren Vater geworden. Bereust Du das? Nein, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Klar hat es auch seinen Charme, mit Anfang 20 schon ein Kind zu haben, aber man muss sich der Aufgabe gewachsen fühlen. Zudem müssen auch die Lebensumstände stimmen. Ich habe beispielsweise zwei Diplom-Studienabschlüsse in BWL und Medienmanagement. Wie sollte ich als Student adäquat ein Kind ernähren?

Reicht ein Kind oder kommen da noch ein paar mehr?
Das hat jetzt erst einmal ein bisschen Zeit. Prinzipiell hätte ich schon noch gerne ein Geschwisterchen für Sophia, aber dies ist auch nicht immer planbar. Julia hätte noch gerne einen Jungen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass noch eine „Büchs“ dazu kommen würde.

Du stehst immer für Gleichberechtigung ein. Wieso bin ich eigentlich zwölf Monate mit unserer Tochter zu Hause und Du nur zwei Monate?
Ich hätte kein Problem damit, mehr Elternzeit zu nehmen. Da wir aber heuer bauen und nun mal ich es bin, der mehr Geld verdient, ist es einfach eine finanzielle Entscheidung gewesen.

Jetzt aber mal ehrlich: Du bist doch froh, Dich auf der Arbeit erholen zu können … Ich sehe das eher pragmatisch.
Ich muss schließlich arbeiten und Geld verdienen. Würde mir jemand das gleiche Geld für das Zuhause bleiben geben, würde ich gerne mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Aber ja, es ist ganz angenehm, sich auf der Arbeit vom „Babystress“ zu erholen.

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Giltst Du jetzt auf der Arbeit als „Mütterversteher“ und sprichst nur noch über Babys? Und hältst allen die Fotos deiner Tochter – ungefragt – unter die Nase?
Das Thema „Baby“ ist in unserer Abteilung seit gut einem Jahr auf jeden Fall sehr viel präsenter, da viele Kollegen mittlerweile kleine Kinder haben. Ab und zu kommt jedoch die Ermahnung anderer (meist männlicher) Kollegen, langsam doch wieder über die wirklich wichtigen Themen wie Fußball zu sprechen. Bei Fotos habe ich eine gute Balance gefunden. Es gibt Kollegen, die für Bilder von Sophia empfänglich sind – die bekommen dann auch einmal ungefragt Fotos und Videos präsentiert. Sonst zeige ich das aber nur auf Nachfrage. Ich finde es nervig, wenn Leute nur noch über ihre Kinder reden.

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Thema „Selfie-Alarm“. Gibt es eigentlich auf Deinem iPhone noch Fotos ohne Dich mit Sophia auf dem Arm?
Schon, aber nicht viele und auch nicht lange. Ich muss ja schließlich Platz schaffen für die vielen Fotos und Videos, die ich von meiner Tochter noch machen werde. Alle sonstigen Fotos werden daher gelöscht. Aktuell habe ich 1.300 Bilder auf meinem Handy. 1.200 davon dürften mit Sophia sein (nur seit Ende November). Vorher bestand ein großer Teil Deines Lebens aus Poker, Sport und Binge-Watching. Jetzt aus Spazierengehen, mit dem Baby spielen oder Brei warm machen.

Zufrieden? Veränderungen gehören zum Leben dazu. Dass sich mit Baby einige Dinge ändern würden, war ja zu erwarten. Außerdem ist es nicht so, dass ich gar keinen Sport mehr treibe oder keine Serien mehr sehen kann. Das findet nur alles viel dosierter statt, da jetzt nicht mehr die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen, sondern die meines Kindes. Aber das ist super schön und macht mir unheimlich viel Spaß. Was gibt es Schöneres, als die eigene Tochter zu füttern, ihr beim Spielen zuzuschauen und mit dabei zu sein, wie Sophia die Welt entdeckt.

Text: Julia und Matthias Back; Fotos: Pascal Höfig

 

Über die Eltern: Julia und Matthias Back betreiben mit Leidenschaft eine eigene WhatsApp-Gruppe, in der es nur um ihre Tochter geht. Schließlich dürfen Großeltern, Paten und Freunde doch keinen kostbaren Moment des spannenden Babyalltags verpassen. Wenn Sophia dann in vierzehn Jahren ihr erstes Handy bekommt, wird sie sicherlich auch noch mit in die Gruppe aufgenommen.