LECKER & HIER, NEWS

THE HUNGER GAMES

Mag ja sein, dass sich im Zuge des grassierenden Optimierungswahns der ein oder andere zur Mittagszeit mit Haferflocken und Chiasamen am Arbeitsplatz begnügt. Ein Grund mehr für die Liebe Nachbarn Redaktion, sie nicht bei der Verlängerung ihrer „Deadline“ (haha) zu stören und sich auf die Suche nach ebenso günstigen wie gemütlichen Essensmöglichkeiten zu machen. Günstig und gemütlich – bleibt wohl nur der Gang ins Wirtshaus? Denkste! In öffentlich zugänglichen Kantinen kann man sitzen, preiswert essen – und wird nicht schief angeguckt, wenn man mal aufs Getränk verzichtet. Jetzt muss es nur noch munden. Liebe Nachbarn hat in drei Würzburger Kantinen neigschmeckt.

Hinweis: Wir sind keine ausgewiesenen Feinschmecker, sondern nur hungrige Büromenschen – vom Pragmatiker bis zum Gesundheitsapostel, vom Satt-und-Glücklich-Verfechter bis zum Fast-Food-Verächter. Durchschnitt halt 😉

Telekom-Kantine (Sodexo)
in der Schürerstraße 

Was gab’s?
Putenbrust im Cornflakesmantel mit Wedges und buntem Gemüse.

Wie lang hat’s gedauert?
Das gleich generell zu allen getesteten Kantinen: Wartezeiten gab‘s – dank Selbstbedienung und reichlich Vorräten – nirgends. Einzige Ausnahme ist die hier besprochene Telekom-Kantine am Mittwoch um 12 Uhr. Da gibt’s nämlich Currywurst mit Pommes, zu der die Informatiknerds aus der Nachbarschaft immer eine regelrechte Pilgerfahrt veranstalten. Aber immer nur um zwölf – Informatiker halt.

Wie war’s?
Einhellige Meinung aller Beteiligten: Das Essen war erste Sahne. Die Putenbrust wunderbar zart – und zusammen mit dem Cornflakesmantel als herrlich krossem Pendant ein echtes kleines Highlight. Wedges auf den Punkt, Gemüse nix Besonderes, aber okay. Als Nachtisch gönnten wir uns noch eine Karamell-Creme mit Marsstückchen. Mein lieber Herr Gesangsverein, war die lecker!

Was gibt’s zu meckern?
Auch wenn wir dieses Ma(h)l absolut begeistert die Telekom-Kantine verließen, raten wir grundsätzlich zur Vorsicht bei der Speisenwahl. Vieles, das sieht und schmeckt man, ist TK- (nicht Telekom, sondern Tiefkühl-) bzw. Convenient-Ware. Besonders überbackene (Gemüse-)Gerichte sind hier problematisch, da meist oben verbrannt und innen lätschig. Wo der Koch kreativ sein darf, schmeckt’s in der Regel ausgezeichnet – und das gilt auch hier. Daher im Zweifelsfall auf die tägliche „Küchenchef-Empfehlung“ zurückgreifen. Ah, und noch was: Wer zu Depressionen neigt, sollte das Telekom-Quartier dringend meiden. Gäste begeben sich vom Wareneingang aus durch einen langen, düsteren, meist nach faulen Eiern miefenden Gang in die Kantine. Dort entschädigt der Blick auf den Innenhof. Nicht. Lirum larum, wer immer dieses gesichtslose Betonmonster „gestaltet“ hat – irgendwann finden wir ihn.

Was hat’s gekostet?
Mit 5,80 Euro plus 50 Cent Gast-Aufschlag für die Putenbrust rangiert die Telekom-Kantine im oberen Kantinen-Preissegment. Zwar variieren die Preise je nach Gericht, aber unter 5 Euro bleibt‘s in der „Delegom“ kaum. Hinzu kommen noch, falls gewünscht, 1,30 Euro für den Salat (kein Büffet) und – sehr ärgerlich – 20 Cent für ein paar ml Ketchup, Senf oder Mayo aus den unsäglichen Minitütchen.

Und sonst so?
Wie schon erwähnt – die Nachspeisen sind ein Hit. Für Fans flüssiger Nahrung gibt’s auch täglich wechselnde Süppchen.

AUSWAHL
3 Gerichte (mindestens 1 vegetarisches), Suppe, Salat (fertig zubereitet), wechselnde Desserts.

+++ Qualität ++++Geschmack ++Preis-Leistung ++++Freundlichkeit + Ambiente

 

Kantine der Regierung  von Unterfranken

Was gab’s?
Wie es sich für einen Freitag gehört: Panierte Fischfrikadellen mit Kartoffelsalat und Salatbett.

Wie war’s?
Wenn auch nicht ganz so „erlesen“ wie das Telekom-Gericht, hat uns der Fisch erfreulich gut geschmeckt. Krosse Panade, saftiger Inhalt, Kartoffelsalat ohne viel Klimbim (wie die Frikadellen sicher nicht handgemacht, aber immerhin keine Mayostampf-Bombe). Die Portionsgröße kann man guten Gewissens als ausreichend bewerten, für sehr Hungrige empfiehlt sich noch ein Süppchen, ein Salat vom Buffet oder/und ein kleines Dessert.

Was gibt’s zu meckern?
Kurz gesagt: nix. Das Essen war absolut ordentlich – und glaubt man denen, die öfters hier zu Gast sind, gilt das auch für die anderen Tage der Woche, sei es der Grünkohl-Hanf-Burger, der Kaiserschmarrn oder die Hähnchenroulade „Florentin“ mit Bandnudeln.

Was hat’s gekostet?
Die Frikadellen schlugen mit 3,90 Euro zu Buche – günstiger kann man wohl nirgends ein gutes warmes Mahl im Sitzen genießen. Überhaupt bewegen sich die Preise für ein Hauptgericht mit einer Spanne von 3,40 Euro bis 5,20 Euro sowie 40 Cent für den Beilagensalat vom Buffet auf äußerst moderatem Niveau. Die täglich wechselnde Suppe gibt’s für 80 Cent; zudem sind alle Speisen auch als halbe Portion erhältlich. Ketchup und Co. kommen, wie es sich gehört, aus dem Spender. Eat that,Telekom!

Und sonst so?
Da für das Mozartgymnasium vor 2077 wohl keine Lösung zu erwarten ist, kann man Freunden authentischen 50er-Jahre-Stils nur dringend zu einem Besuch dieser Kantine raten. Keine Ironie! Hübsche Einzeltische, gewundene Treppenaufgänge, zwei Ebenen, coole, unverschandelte
Architektur – die Atmosphäre kann sehen lassen und schlägt so manch
bemüht durchdesignten Hipsterladen mit links!

AUSWAHL

3 Gerichte (mindestens 1 vegetarisches), Suppe, Salat vom Buffet, wechselnde Desserts.

+++ Qualität+++Geschmack++++Preis-Leistung +++Freundlichkeit++++Ambiente

Kantine Finanzamt
Ludwigstraße

Was gab’s?
Rindsroulade mit Kartoffelbrei und Blaukraut

Wie war’s?
Bevor wir hier lange drumrumschreiben: Diese Kantine ist unser absoluter Favorit. Was der (übrigens äußerst freundliche) Koch da Tag für Tag auf den Teller zaubert, lässt uns regelmäßig an so manchem Wirtshaus (ver-)zweifeln, das mit seiner ach so authentischen Philosophie die erste Seite der Speisekarte volldruckt. Da kommt nichts ausm „Bäggle“ – und das schmeckt man, ob beim fluffigen Kartoffelbrei, dem herrlich duftenden Blaukraut oder der von Hand gefüllten Roulade. Sogar die Frikadellen, die man sich für den kleinen Hunger auf dem Brötchen holen kann, sind hier selbstgemacht. Chapeau!

Was gibt’s zu meckern?
Eins sei gleich vorweg gesagt – wir bewegen uns hier auf hohem Niveau. Dies eingerechnet, merkt man, dass dem Koch traditionelle Hausmannskost (vor allem mit Fleisch) einfach mehr liegt als diverse vegetarische Alternativen. Wer also sein Heil nicht in Burgunderbraten, Maultaschen, Pfefferbraten und Co. findet, sollte seine vegetarischen Erwartungen nicht allzu hoch schrauben.

Was hat’s gekostet?
Kleine Portion 3,70 Euro, normale Portion 4,20 Euro. So einfach (und günstig) geht das. Den Beilagensalat vom Buffet gibt’s für 50 Cent, die Tagessuppe für 80 Cent. Ketchup, Mayo, Senf stehen in Tuben zur Verfügung – so muss das sein!

Und sonst so?
Das super freundliche Team (vom Herd bis zur Kasse) und das für eine Kantine wirklich hervorragende Essen lassen die triste Atmosphäre der Räumlichkeiten (was will man von einem Finanzamt auch anderes erwarten?) glatt vergessen.

AUSWAHL
2 Gerichte (1 vegetarisches), Suppe, Salat vom Buffet, gelegentlich auch ein drittes Sonderessen für 5 Euro. Für wen die Auswahl nichts
Passendes bereithält, kann jeden Tag auch Schnitzel mit Pommes
ordern. Schnitzel geht schließlich immer 😉

++++Qualität+++++Geschmack+++++Preis-Leistung+++++Freundlichkeit ++Ambiente