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Mietmode vs. Konsum Wahn?

Irgendwann am Anfang dieses Jahres, in den Tiefen des Internets, stieß ich auf Fashion-Flatrates. Ich war auf der Suche nach der Möglichkeit, ein Kleid für eine Hochzeit zu mieten statt zu kaufen. Solche Outfits zieht man meist ja sowieso nur einmal an.

Es machte mich neugierig und ich recherchierte, was es mit diesen Kleiderboxen auf sich hat. In den letzten Jahren hatte ich meinen Kleiderschrank radikal reduziert, da ich viel auf Reisen war. Auch mal wieder etwas anzuziehen, was kein praktisches Basic Teil ist, vermisste ich aber. Daher fand ich die Kleiderbox interessant. Es flogen mir dabei viele Begriffe entgegen: unendlicher Kleiderschrank, Kleiderbox, Mode ohne Kaufverpflichtung, Fashion ohne Bindung.

Bei verschiedenen Anbietern fand ich diverse Modelle. Alle haben gemeinsam, dass man monatlich einen Festpreis bezahlt. Die Preise und angeboteten Leistungen unterscheiden sich dann aber zum Teil stark. Manche senden einmal im Monat zwei bis drei Kleidungsstücke zu einem nach Hause. Es gibt auch Anbieter mit Augenmerk auf Eco-Designer, Mode aus Europa oder hochwertige Edelmarken. Ich entschied mich am Ende dafür, das Paket M von Myonbelle auszuprobieren. Hier bekommt man immer dann eine neue Auswahl zugesandt, sobald die vorherige Box samt Inhalt wieder bei ihnen angekommen ist. Der Retoureschein liegt in der Box schon dabei, man muss sie einfach nur wieder packen und zur Post bringen. Zudem ist das Abo monatlich kündbar. Für 49 Euro im Monat sollte ich ab jetzt entweder drei Kleidungsstücke oder zwei Kleidungsstücke und zwei Accessoires pro Box erhalten. Für mich war es der Anbieter mit der höchsten Flexibilität und der geringsten Bindung.

Die Klamotten werden vom Anbieter gereinigt und versendet. Wenn ein Teil besonders gut gefällt, kann man es auch einfach zum vergünstigten Mitgliederpreis behalten. Die Kleidung, die man zurücksendet, muss man nicht selbst waschen. Am Anfang legte ich mein Kundenkonto mit meinen Größen an und stöberte wie durch einen breit aufgestellen Onlineshop mit Kleidern und Schmuck. Statt etwas in den Warenkorb zu legen, verteilt man allerdings Herzen für die Stücke, die einem gefallen. Dadurch legt man einen persönlichen Kleiderschrank an und der Anbieter versteht den persönlichen Stil besser. Ich selbst erhielt kein Teil, das ich genau so online gesehen hatte, aber sie waren auf jeden Fall ähnlich.

Es war immer spannend, die nächste Box aufzumachen. In der ersten befand sich zum Beispiel eine weiße 7/8-Hose. Normalerweise nicht in meinem Kleidungsrepertoire, aber ich  wagte, durch die Mietmode auch mal andere Dinge auszuprobieren. Am häufigsten hatte ich hübsche Kleider in meinen Boxen. Auch wenn meine Freundinnen bezweifelt hatten, ob da überhaupt irgendetwas passen könne, hat in meinem Fall bis auf ein Kleid alles sehr gut gepasst. In meinem Kundenkonto gab ich meine Größen für Oberteile, Kleider, Hosen und Röcke separat an.

In jedem Paket ist ein Feedbackzettel dabei, in dem man seine Zufriedenheit zu Passform, Größe und Zustand mitteilen kann. Von daher eigentlich alles relativ einfach und unaufwändig. Am Ende kam ich dann trotzdem irgendwie nicht dazu, meine Box gleich wieder zurückzusenden, und hatte dadurch eine für ganze sechs Wochen. Am Anfang schickte ich die erste Box nach zwei Wochen, die zweite sogar schon nach vier Tagen zurück.

Bei der Überlegung, Mode zu mieten statt zu kaufen, spielte für mich einerseits die Frage nach der Reduzierung von „Mode-Abfall“ aber natürlich auch der Preis eine Rolle. Für circa 50 Euro könnte ich gewiss nicht vier, sechs oder acht Kleidungsstücke im Monat kaufen. Die Produkte waren zudem auch noch gut verarbeitet und detailreich. Qualitäts- und zustandstechnisch jedenfalls akzeptabel. Auf einem Lieferschein sieht man auch den Warenwert der Mode sowie einen vergünstigten Mitgliederpreis, wenn man es behalten möchte.

Die Kleider lagen im Wert zwischen 40 Euro (Sommerkleidchen) und 200 Euro (Abendkleid), also definitiv große Unterschiede. Die Frage ist nun allerdings, ob eine Umweltbelastung mit zwei bis drei Paketen, die monatlich hin und her gesendet werden, nicht vergleichbar mit dem Kauf von Kleidern ist? Online wird behauptet, es sei umweltschonender. Die Statistiken hierzu müsste ich an dieser Stelle erfinden, da ich dazu keine konkreten ausfindig machen konnte. Ich denke jedoch, dass das grüne Gewissen nicht ganz unbelastet bleibt, es jedoch besser ist, als Billigmode bei Primark & Co. zu kaufen.

Alles in allem finde ich das Konzept der Kleiderbox spannend, besonders für spezielle Anlässe. Mittlerweile habe ich mein Abo wieder gekündigt, weil ich mich dann doch nicht genug für Kleidung interessiere, um die Boxen immer wieder zu packen und zurückzusenden. Ich schließe aber nicht aus, dass ich es in der Zukunft mal wieder machen würde. Bei meiner Online-Recherche für den Artikel musste ich schließe feststellen, dass manche Anbieter, bei denen ich Anfang des Jahres noch gestöbert hatte, mittlerweile ihren Service eingestellt haben. Kleiderei aus Hamburg oder Temporary Wardrobe zum Beispiel haben ihre Online-Shops mittlerweile geschlossen. Kleider-Mietservice, die ich allerdings super sinnvoll finde, sind zum Beispiel Kilenda oder Tchibo Share für Kinderspielzeug und Kleidung. In diesem Bereich ist bestimmt auch der Effekt auf die Umwelt noch ausgeprägter.

Text & Fotos: Verena Franz