EDITORIAL

Liebste Nachbarn

Ein Vorwort … wovor denn? Und warum aus-
gerechnet davor? Alles zusammenfassen, in einen kurzen Text? So viele Buchstaben, Bilder und Eindrücke? Nein: leider schwierig bis unmöglich.

Darum schreiben wir lieber etwas anderes: übers Erwachsenwerden und Jungbleiben? Die Neon ist Geschichte. Warum also immer noch Printmagazine?
Warum sich noch quälen mit Papier? Mit Gestalten, Drucken und Verteilen von 5.000 Magazinen in der Stadt? Ganz einfach: Weil es etwas anderes ist.
Genauso, wie es etwas anders ist, durch Deutschland mit dem Auto auf der Autobahn zu heizen oder ein halbes Jahr querfeldein zu Fuß zu laufen, wie es Manoel Eisenbacher bei seiner Wander-Uni getan hat. Dieses Gefühl versucht Anna-Lucia in ihrem Portrait über Manoels Reisen für Euch einzufangen. Warum etwas anders machen? Warum nicht den bequemen Weg gehen? Die Regie-Legende Werner Herzog gab uns bei einer Diskussion im Mainfrankentheater kürzlich den Rat: „Lauft erst einmal 100 Kilometer zu Fuß exakt in eine Himmelsrichtung, egal was kommt. Das bringt Euch weiter als jede Brücke und jedes Studium. Einfach mal machen.“

Die Sängerin Lina Maly meint: „Ich mag die Dinge, die Du tust, mehr als die Worte, die Du sagst.“ In seiner Schlichtheit und Einfachheit ist dieser Satz sehr treffend: Wichtiger als das, was wir erzählen, ist das, was wir tun, was wir erleben. Dass wir leben und unser Leben nicht in der Bildschirmzeit am Handy verloren geht. Wenn Euch Eure Kinder später mal fragen, was Ihr erlebt habt und wo Ihr schon überall wart – und Ihr nur sagen könnt: auf facebook, insta, tinder & googlemaps, dann stimmt etwas nicht. Ein Navi kennt zwar vielleicht den kürzesten, aber nie den besten Weg, den man einschlagen kann.

DIE LIEBEN NACHBARN