Autor: Anna-Lucia Mensing

Heute hier, morgen fort

Einfach mal ein halbes Jahr mit der Wanderuni durchs Land ziehen Ich muss mal raus … einfach mal an die frische Luft, dem Trott entflieh’n … ’nen klaren Kopf bekommen und niemanden sehn’: Alles Sätze, die Manoel Eisenbacher so definitiv nie gesagt hat. Als der heute 28-Jährige 2016 das erste Mal von der Wanderuni hörte, verspürte er vielmehr latente Beklemmung als den nach Freiheit dürstenden Impuls der Stadtflucht. Im Gegenteil: Die Idee, ein knappes halbes Jahr in deutschen Landen unterwegs zu sein, ohne einen festen Tagesablauf geschweige denn einen festen Schlafplatz, hätte dem gelernten Winzer und Fotografen nicht mehr Unwohlsein bereiten können, wie er uns erzählt. „Tatsächlich bin ich eher ein strukturierter Typ und brauche immer eine gewisse Vorhersehbarkeit, um mich safe zu fühlen.“ Rückblickend lässt sich daher nicht mehr sagen, welcher Teufel Manoel geritten haben muss, zwei Jahre später seine Komfortzone im beschaulichen Würzburg zu verlassen … Neugierde könnte es gewesen sein, die ihn zum ersten Infotreffen der Wanderuni im November 2017 trieb, oder – und das ist wahrscheinlicher – die ansteckende Begeisterung einer …

Kalte Liebe rostet nicht.

3-STERNE-ALL-INCLUSIVE AUF MALLE WAR GESTERN: Wer heutzutage gediegen urlauben möchte, der campt wieder. Ein besonders entdeckenswertes Kleinod für Erholungssuchende mit mobilem Zuhause liegt direkt vor unserer Haustür. Vollbepackt mit Vorurteilen von Plastiktischdecken, Gartenzwergen und Co. haben wir ihm einen Besuch abgestattet – und wurden in vielerlei Hinsicht überrascht … Elf Uhr mittags an einem Sommertag in Heidingsfeld. Etwa zehn Kilometer südlich von Würzburgs Altstadt eröffnet sich vor uns das Tor zu einer Parallelwelt. Direkt am Main gelegen befindet sich hier inmitten von Wiesen und Feldern ein Campingplatz mit dem klangvollen Namen „Kalte Quelle“, auf dem seit über einem halben Jahrhundert Gäste aus aller Welt zeitweise oder dauerhaft ihr Lager aufschlagen. Wobei „Lager“ in den meisten Fällen freilich einem Understatement gleichkommt – dazu aber später mehr. Die ersten, die uns in dieser Welt begegnen, sind ein Haufen nicht zu überhörender Niederländer, die es sich vor ihren zwei vollintegrierten Reisemobilen mit Kaffee, Schnittchen und einem Kartenspiel gemütlich gemacht haben. Vollintegriert – das hat man uns kurz darauf erklärt – sagt in diesem Fall aber weniger über das …

Klein, aber mein

Es muss nicht immer höher, größer, breiter sein: Was, wenn man für den Traum von den eigenen vier Wänden auch auf kleinem Fuß leben könnte? Innovative Beispiele urbaner Lebensformen zeigen die Zukunftsgärten der Landesgartenschau Würzburg.

#YouProbably Too?

Angst. Wut. Scham. Verzweiflung. Die richtigen Worte, das auszudrücken, was man fühlt? Fehlanzeige. Stattdessen: gar keine Anzeige. Was bleibt, ist fortwährendes Schweigen, das dich zu brechen droht, ehe du es brechen kannst. Bis eine die unbequeme Wahrheit ausspricht – und es ihr plötzlich Tausende gleichtun. Wenige Wochen ist es her, dass die New York Times einen Artikel veröffentlichte, in dem über ein Dutzend Frauen den Hollywood-Mogul Harvey Weinstein anklagen, sie sexuell belästigt zu haben. Seitdem vergeht kein Tag ohne neue Äußerungen mutmaßlicher Opfer, in sechs Fällen ist sogar von Vergewaltigung die Rede. Bei den Betroffenen handelt es sich vornehmlich um junge Schauspielerinnen, die zum Zeitpunkt der Übergriffe am Anfang ihrer Karriere standen, unter ihnen namhafte Stars wie Angelina Jolie, Cara Delevingne und Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong’o. In einem Gastbeitrag für die New York Times schildert die 34-Jährige, wie sie 2011 als Schauspielschülerin den mächtigen US-Produzenten kennenlernte – und was nach dem obligatorischen Abendessen in dessen Wohnhaus geschah. Demnach soll Weinstein seinem Gast ohne Umschweife eine Massage angeboten haben. „Zuerst dachte ich, er scherzt“, erinnert sich die …